Partei für die Tiere macht 150 zusätz­liche Vorschläge für ein nach­hal­tiges, gesundes und tierf­reund­liches Lebens­mit­tel­system in der EU


17 Februar 2021

Die Europaabgeordnete Anja Hazekamp hat 150 zusätzliche Vorschläge zur europäischen Strategie ‘From Farm to Fork’ (vom Bauernhof zur Gabel) eingereicht, welche darauf abzielt, das europäische Lebensmittelsystem nachhaltiger zu gestalten. Dies sind Verbesserungen in den Umwelt-, Klima- und Tierschutzmaßnahmen und konkrete Vorschläge zur Bekämpfung der Entwaldung zur Herstellung von Futtermitteln, schädliche Rückstände von Agrargiften, unlauterer Wettbewerb für Landwirte und Missbrauch bei Tiertransporten und in Schlachthöfen. Die Partei für die Tiere möchte auch, dass die Verbraucher ehrliche Informationen auf Lebensmitteletiketten erhalten. „Wir müssen zu einem nachhaltigen Ernährungssystem übergehen. Aber wir können das nicht einfach nur den Verbrauchern überlassen. Wir müssen ein Lebensmittelumfeld schaffen, in dem die nachhaltigen und gesunden Optionen einfach und erschwinglich sind.“

Ende Januar legte Anja Hazekamp als Berichterstatterin des Ausschusses für Umweltfragen, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Zusammenarbeit mit dem Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung einen Folgeplan zur Strategie ‘From Farm to Fork’ der Europäischen Kommission vor. Obwohl diese Strategie als ‘Eckpfeiler des europäischen grünen Deal’ gepriesen wurde, ist sie für die Partei für die Tiere nur „ein erster Schritt“ und die Pläne lange nicht weitreichend genug. Während die Interessengruppen der Agrarindustrie versuchen, die katastrophalen Auswirkungen des derzeitigen Ernährungssystems auf Klima, Umwelt, biologische Vielfalt und Gesundheit abzumildern, fordert die Partei für die Tiere die Europäische Kommission auf, sie ausdrücklich anzuerkennen und etwas dagegen zu unternehmen.

Mit den 150 Änderungsanträgen will die Partei die Ambitionen der europäischen Agrarstrategie verschärfen. „Gesunde Ernährung, eine gesunde Gesellschaft und ein gesunder Planet können nicht getrennt gesehen werden. Die Art und Weise, wie wir unsere Lebensmittel in Europa produzieren, hat erhebliche Auswirkungen auf unser Klima, die Umwelt, die biologische Vielfalt sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen und Tieren weltweit“, sagt Anja Hazekamp. „Deshalb geben wir konkrete Empfehlungen ab, um den ökologischen und klimatischen Fußabdruck unseres Lebensmittelsystems drastisch zu reduzieren und Lebensmittel und ihre Produktion gesünder zu machen.“

Tierfreundlich und pflanzenbasiert
Das Hauptthema der Vorschläge ist der Proteinübergang: der Übergang von einer weitgehend tierischen, protein-basierten Ernährung zu einer pflanzlichen Ernährung. Eine drastische Verringerung der Zahl der Tiere in der Tierhaltung ist der beste Weg, um die Naturzerstörung zu bekämpfen und die Klimaziele zu erreichen, das haben unter anderem Experten der Universität Oxford und der Vereinten Nationen aufgezeigt. Um beispielsweise die Entwaldung im Amazonasgebiet zu verhindern, will Anja Hazekamp die Flächennutzung für Tierfutter begrenzen. Sie will auch verbindliche Anforderungen, um die Treibhausgasemissionen der Viehwirtschaft zu reduzieren.

Zu den Vorschlägen zur Verbesserung des Tierschutzes gehören ein vollständiges Verbot der Zucht von Masthühnern und das Ferkelschwanzkupieren, sowie Maßnahmen zur Verbesserung des Wohlergehens von Fischen, Krebsen und Hummern. Hazekamp möchte auch, dass die EU so schnell wie möglich die erfolgreiche Bürgerinitiative "Stoppt die Käfige" nachlebt, die ein Verbot von Käfigen in der Viehwirtschaft fordert und von mehr als 1,4 Millionen Bürgern unterzeichnet wurde. Und sie fordert die Europäische Kommission auf, die Verbesserungen der Rechtsvorschriften über Schlachthöfe und Tiertransporte zu beschleunigen, die die Kommission auf Druck der Partei für die Tiere angekündigt hat.

Gift

Zudem will Hazekamp, dass der Gifteinsatz in der Landwirtschaft nicht um 50 Prozen , wie es die EU-Richtlinie fordert, sondern um 70 Prozent reduziert wird. Gefährliche Pestizide sollten lt. Hazekamp ganz verboten werden. „Die Hälfte aller Obst- und Gemüsesorten in Europa enthält noch immer schädliche Rückstände von Agrargift, mehr als ein Viertel enthält einen Cocktail aus verschiedenen Giften“, so Hazekamp. Bis 2030 sollen nach Angaben der Partei für die Tiere alle im Umlauf befindlichen Obst- und Gemüsesorten frei von Giftrückständen sein.

Strengere Anforderungen an Importprodukte
Um das europäische Lebensmittelsystem nachhaltiger zu gestalten und die europäischen Landwirte vor unlauterem Wettbewerb zu schützen, schlägt Hazekamp vor, strengere Anforderungen an Produkte zu stellen, die aus Drittländern eingeführt werden. Wenn es nach der Partei für die Tiere geht, wird die EU keine Produkte von außen akzeptieren, die zumindest nicht die gleichen Anforderungen in Bezug auf Tierschutz, Umwelt und Klima erfüllen.

Hazekamp will daher, dass die EU bestehende und neue Handelsabkommen erneut überprüft. Sie schlägt ebenfalls vor, die Einfuhr von argentinischem Pferdefleisch wegen der illegalen Praktiken, der schlechten Behandlung von Pferden und der Risiken für die Lebensmittelsicherheit dieser Industrie zu stoppen. Auch ein Einfuhrverbot für Fleisch von geklonten Tieren und ihren Nachkommen, auf welches das Europäische Parlament bereits früher andrang, ist erneut in den Vorschlägen von Hazekamp zu finden.

Verbraucherinformation
Während der Berichterstattung der ‘From Farm to Fork’-Strategie schlug Hazekamp vor, dass irreführende, gesundheitsbezogene Angaben auf ungesunden Produkten nicht länger erlaubt sein sollten. Darüber hinaus wünscht sich Hazekamp klare und leicht interpretierbare Informationen über alle Lebensmittel, so dass die Menschen im Laden auf einen Blick sehen können, wie gesund ein Produkt ist und wie viel Fett, Zucker, Kohlenhydrate und Salz es zum Beispiel enthält. Laut Hazekamp sollte auch die Kennzeichnung von vegetarischen und pflanzlichen Produkten klarer sein.

Viele der Vorschläge wurden bereits von Europaabgeordneten anderer Fraktionen mitunterzeichnet. In den kommenden Monaten wird die EU-Fraktion der Partei für die Tiere alles daran setzen, um so viele Abgeordnete wie möglich von ihren Vorschlägen zu überzeugen.