Coro­na­krise zeigt: Unser Umgang mit Tieren macht buch­stä­blich krank


24 März 2020

Die niederländische Partei für Tiere fordert die Europäische Kommission auf, alle grenzüberschreitenden Tiertransporte unverzüglich auszusetzen, da die Coronamaßnahmen zu extremen Verzögerungen an den Grenzen führen, mit allen Folgen für die Tiere. Darüber hinaus fordert die Partei für Tiere, der Prävention künftiger Pandemien mehr Aufmerksamkeit zu widmen – gerade jetzt. Partei für die Tiere Europaabgeordnete Anja Hazekamp: "Unser Umgang mit Tieren erhöht die Chancen auf das Auftreten und die Ausbreitung dieser Krankheiten."

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Die Europaabgeordnete Anja Hazekamp (Partei für Tiere) spricht im Europäischen Parlament über den Coronavirus.

Aufgrund von den getroffenen Corona COVID-19 Massnahmen an den Grenzen verzögern sich Tiertransporte erheblich. Lebendtiertransporte stecken Stunden manchmal Tage fest in extrem langen Staus an den Grenzübergängen. Dies führt zu hohen Sterblichkeitsziffern, ernsthafter Verschlechterung des Tierschutzes und Verletzung der Vorschriften der Europäischen Union zum Schutz von Tieren während des Transports. "Mehrere Grenzübergänge sind geschlossen und Stationen, an denen sich die Tiere normalerweise ausruhen können und gefüttert und getränkt werden, sind geschlossen. Das führt zu inakzeptablen Situationen", sagt die Europaabgeordnete Anja Hazekamp. Die Partei für Tiere hat daher bei der Europäischen Kommission einen Dringlichkeitsantrag gestellt, alle grenzüberschreitenden Tiertransporte vorübergehend auszusetzen.

Zukünftige Pandemien vermeiden: bei der Ursache anpacken
Darüber hinaus fordert die niederländische Tierschutzpartei auf nationaler und europäischer Ebene mehr Aufmerksamkeit für die Prävention. Die Eindämmung des derzeitigen Coronavirus hat derzeit oberste Priorität, aber auch die Prävention nachfolgender Ausbrüche muss ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Glücklicherweise gibt es drei ganz klare Maßnahmen zur Bekämpfung der Ursache von vielen solcher Infektionskrankheiten: ein Verbot des Handels und Verzehrs von Wildtieren, ein Ende des Transports von Tieren über weite Strecken, eine drastische Reform und Schrumpfung der Tierhaltung. Dies kann das Risiko eines Ausbruchs und seine Folgen erheblich verringern.

Die aktuelle Corona-Krise zeigt, dass unser Umgang mit Tieren unhaltbar ist. Drei von vier neuen oder erneut auftretenden Infektionskrankheiten beim Menschen stammen von Tieren, berichten die US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention. MERS, SARS, Schweine- und Vogelgrippe und das aktuelle Coronavirus stammen alle von Tieren. Sie sind Zoonosen: Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übergegangen sind.

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Kurze Dokumentation über Zoonosen und deren Ursachen.

Die meisten Zoonosen werden durch den Verzehr von Tieren übertragen: Züchter und Metzger haben intensiven Kontakt mit Tieren und können durch Körperflüssigkeiten infizierter Tiere kontaminiert werden. Der Verzehr von kontaminiertem Fleisch kann ebenfalls zu Infizierungen führen. Diesmal war das Essen, Schlachten und der Handel mit Wildtieren auf dem Markt in Wuhan die Ursache. In China ist deshalb der Verzehr von Wildtieren per direkt verboten, und etwa zwanzigtausend Wildtierfarmen wurden bereits geschlossen. Aber auch in Europa und anderen Teilen der Welt ist der Markt für gezüchtete, exotische Tiere riesig. Obwohl Wissenschaftler seit Jahren warnen, dass dieser Handel lebensbedrohlich ist, wird er immer noch erlaubt.

Neben dieser Wildtierindustrie fördert die Massentierhaltung ebenfalls Tierseuchen. Dabei leben viele Tiere zusammen, die sich aufgrund der Zuchtpolitik genetisch kaum noch unterscheiden und oftmals durch die stressvollen Haltungsbedingungen geschwächt sind.
All die Milljarden Hühner, Schweine, Ziegen und Kühe sind Virenüberträger, die dem Menschen gefährlich werden können.

Seit Jahren ist bekannt, dass diese Krankheiten ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellen. Und die Zahl, der auf den Menschen übertragbaren Tierseuchen "nimmt beispiellos zu", wie die Welternährungsorganisation warnt. Auch frühere Ausbrüche haben nicht dazu geführt, die zugrunde liegende Ursache anzugehen. In früheren Krisen zielten die genommenen Massnahmen darauf ab, die Folgen zu begrenzen und dann wieder zum "Business as usual" zurückzukehren. Auch jetzt ist kaum über die Ursachen und der Prävention nachfolgender Ausbrüche gesprochen, die nach Meinung von Virologen noch gravierender sein könnten.

Die Partei für Tiere plädiert daher für Ursachenbekämpfung und nicht für die Symptombekämpfung. "Menschen erkranken aufgrund der Massentierhaltung und dem weltweiten Transport von Tieren. Das ist eine tickende Zeitbombe, wenn wir den intensiven, globalen (Wild)Tierhandel nicht stoppen, können Krankheiten wie der Coronavirus wieder auftauchen", sagte Partei für die Tiere Bundestagsmitglied Eva van Esch.