Partei für die Tiere fordert europäisches Nerz­zucht­verbot


20 Januar 2021

„Um zukünftige Pandemien zu verhindern, sollten wir die Produktion von Nerz beenden,“ damit forderte die Europaabgeordnete Anja Hazekamp letzte Woche die Europäische Kommission auf. „Ein europäisches Verbot der Nerzzucht muss so schnell wie möglich eingeführt werden“, sagte sie. „Oder glauben Sie, dass die Züchtung und Vergasung von Nerzen für die Pelzproduktion wichtiger ist als die Gesundheit der Mitarbeiter und Nachbarn dieser Unternehmen und der übrigen Weltbevölkerung?“ Nur durch ein Produktions -und Importverbot von Pelzen können wir Pelzzüchter daran hindern, ihr Geschäft einfach ins Ausland zu verlagern, warnt Hazekamp.

Sie müssen Cookies akzeptieren, bevor Sie das Video anschauen können

Anja Hazekamps Beitrag während der Agrarsitzung des Europäischen Parlaments in der vergangenen Woche.

Fabriken von Infektionskrankheiten
Inmitten der globalen Coronavirus-Pandemie ist offensichtlich geworden, dass Pelzfarmen eine ernst zu nehmende Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Seit die ersten Fälle von COVID-19 im April 2020 auf Pelzfarmen in den Niederlanden festgestellt wurden, ist deutlich, dass diese Tiere sehr anfällig für das Coronavirus sind und, dass das Virus leicht zwischen Menschen und Nerz hin und her springt. Nachdem das Coronavirus ebenfalls auf Nerzfarmen in Dänemark, Schweden, Griechenland, Italien, Spanien, Litauen, Frankreich, Polen und in den USA festgestellt worden ist, kann man nichts anderes als zu Recht konstatieren, dass diese Branche buchstäblich krank ist.

In Dänemark, wo COVID-19 auf 289 von 1147 Pelzfarmen bestätigt wurde, entdeckten Wissenschaftler, dass gefährliche Mutationen einer Nerzvariante des Virus sich bereits auf die menschliche Bevölkerung ausgebreitet hatte und die Wirksamkeit zukünftiger Impfstoffe potenziell untergraben könnten. Die dänische Regierung beschloss, alle Nerze zu keulen und ein vorübergehendes Zuchtverbot zu erlassen. Aktuelle Infektionsfälle der dänischen Nerzvirusmutationen sind bei Menschen bis nach Südafrika und der Schweiz aufgetaucht, in Ländern, in denen diese Tiere nicht einmal gezüchtet werden.

„Ich verstehe wirklich nicht, warum –völlig zu Recht- soviel Aufmerksamkeit auf die britischen und südafrikanischen Varianten des Coronavirus gelegt wird, aber nicht annähernd so viel auf die Mutationen, die in der Pelzindustrie auftreten“, sagte die Europaabgeordnete Anja Hazekamp von der Partei für die Tiere. „Abgesehen davon, dass sie unmenschlich sind, sind Nerzfarmen in Wirklichkeit Fabriken von Infektionskrankheiten. Das Zusammenpferchen von Tausenden von Tieren unter chronisch belastenden und unnatürlichen Umständen, ist schlicht und einfach unverantwortlich“.

Da die Weltwirtschaft und unsere Gesellschaft bereits verstört sind und die Gesundheit von Millionen von Menschen auf dem Spiel steht, hält es die Partei für die Tiere für unhaltbar, dass es in Tierpopulationen, die grausam für ein Luxusprodukt gezüchtet werden, weiterhin potenzielle Krankheitsreservoirs gibt. Bereits im Mai 2020 stellte sie daher schriftliche Fragen an die Europäische Kommission und forderte die Kommission auf, bei der Erzielung eines europäischen Verbots mitzuwirken. „Das war vor acht Monaten“, betont Hazekamp. „Worauf warten Sie? Bitte. Stoppen Sie diese tickende Zeitbombe, bevor es zu spät ist.“

Sie müssen Cookies akzeptieren, bevor Sie das Video anschauen können

Protest gegen die Nerzzucht in den Niederlanden mit Esther Ouwehand, Vorsitzende der niederländischen Partei für die Tiere.

Keine Zukunft für Pelz
Die gute Nachricht ist, es gibt bereits Lichtblicke in der Pelzindustrie. Der Umsatz der Pelzindustrie ist schon seit einiger Zeit eingebrochen, noch vor COVID-19. Das Interesse an Echtpelzprodukten ist rückläufig, und große Modehäuser wie Gucci und Versace haben beschlossen, Echtpelz aus ihren Kollektionen zu entfernen. Immer mehr europäische Mitgliedstaaten haben legislative Maßnahmen ergriffen, um die Pelzhaltung zu verbieten und auslaufen zu lassen.

In den Niederlanden führte der langfristige Druck der Partei für die Tiere und Corona schließlich zur dauerhaften Schließung aller Nerzfarmen nach Jahren des Widerstands der Nerzzüchter. „Dies ist ein gewaltiger Durchbruch: Wir haben endlich der Tötung von Tieren für ihr Fell in den Niederlanden ein Ende gesetzt“, so Esther Ouwehand, Vorsitzende der niederländischen Partei für die Tiere. Allerdings, so die Partei weiter, bleibt das Leiden der Tiere- und Gesundheitsrisiken weiterhin bestehen, solange die Niederlande die Pelzindustrie im Ausland immer noch erleichtern. Sie fordert die Regierung daher auf, den nächsten Schritt zu tun: ein Einfuhrverbot für Pelze. Ein entsprechender Vorschlag wurde vor zwei Monaten im niederländischen Parlament angenommen.

Laut Anja Hazekamp hat die niederländische Pelzindustrie ein internationales Vertriebsnetz aufgebaut, in dem die Pelzproduktion nach Rumänien und in andere Länder ausgelagert wird, während das Fell in den Niederlanden verkauft wird. „Jetzt sollte die niederländische Regierung konsequent sein: Sie hat zu Recht die Pelzzucht abgeschafft, jetzt sollte sie die Einfuhr von Pelzen aus dem Ausland verbieten.“ Hazekamp warnte während der Online-Konferenz, die sie gemeinsam mit Humane Society International organisiert hat: Wir müssen verhindern, dass niederländische Nerzzüchter einfach umziehen und ihre Aktivitäten ins Ausland verlegen“. Ich freue mich auf den Tag, an dem wir das Leiden aller Tiere auf den Pelzfarmen beenden und ein völlig pelzfreies Europa sehen können!“

Außerhalb Europas, zum Beispiel in England und in den Vereinigten Staaten wurden Pelzverbote auf Staats- bzw. Stadtratsebene verhängt. Unsere australische Schwesterpartei Animal Justice Party hat sich im vergangenen Jahr erfolgreich für ein Pelzverbot in Sydney und in mehreren anderen Stadträten auf dem gesamten Kontinent eingesetzt.