Ende der nieder­län­di­schen Nerzzucht - eine der größten der Welt


30 Juni 2020

Der Vorschlag der niederländischen Partei für die Tiere für ein Nerzzuchtverbot wurde letzte Woche vom niederländischen Parlament angenommen. Damit wird die niederländische Nerzpelz-Industrie beendet: die viertgrößte der Welt nach China, Dänemark und Polen. In diesem Frühjahr brach das Coronavirus auf 17 Nerzfarmen in den Niederlanden aus. Fast 600.000 Nerze wurden schnellstens vergast, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Obwohl das Kabinett den Nerzzüchtern die weitere Zucht mit neuen Tieren erlauben wollte, war im Bundestag klar: Die leeren Nerzkäfige sind nicht mehr gefüllt.

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Fraktionsvorsitzende der niederländischen Partei für die Tiere Esther Ouwehand über den Erfolg im Bundestag.

„Das ist ein großer Durchbruch: In den Niederlanden wird das Töten von Tieren wegen ihres Felles beendet", so die Fraktionsvorsitzende der Partei für die Tiere Esther Ouwehand. „Abgesehen davon, dass sie moralisch verwerflich ist, ist die Nerzzucht einfach nicht länger vertretbar, weil sie eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt." Die Partei für die Tiere kämpft bereits seit deren Gründung gemeinsam mit niederländischen Tierrechtsorganisationen für ein Ende dieser exportorientierten Pelzindustrie, in der die Tiere zu Tausenden in kleinen Drahtkäfigen unter stressigen Bedingungen aufgezogen werden, bis sie groß genug sind, um vergast und gehäutet zu werden.

Bereits 2012 hat das niederländische Parlament ein Verbot der Pelzzucht beschlossen, aber „dank erfolgreicher Lobbyarbeit der Nerzüchter wurde die Übergangszeit endlos verlängert", so Ouwehand. Die Züchter erhielten bis 2024 Zeit, ihre Tätigkeit zu reduzieren. „Leider haben viele Nerzzüchter dies zum Anlass genommen ihre Betriebe erheblich auszubreiten".Der gesetzten Frist ist in der vergangenen Woche ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. Die leeren Käfige bleiben leer und alle schätzungsweise 128 Zuchtbetriebe müssen noch in diesem Jahr geschlossen werden. „Durch die Beendigung der Nerzzucht in diesem Jahr und nicht erst 2024, wird Millionen Nerzen ein elendes Leben erspart."

Corona
Auch der Im- und Export von Nerzen ist in den Niederlanden vorläufig verboten, da auf Drängen der Partei für die Tiere ein Transportverbot für Nerze verhängt wurde, solange das Coronavirus zirkuliert. „ Abgesehen von der schrecklichen Tierquälerei, die diese Industrie verursacht, ist jetzt klar geworden, dass der Virus vom Mensch auf die Nerze übertragen wird, sie untereinander infiziert werden und wiederrum den Mensch infizieren". Auch in Dänemark, eine der beiden anderen großen Nerzproduzenten in Europa, wurde kürzlich eine Nerzfarminfizierung festgestellt. Alle 11.000 Tiere wurden getötet. „Wir müssen verhindern, dass wir durch die Haltung tausender Tiere ein Reservoir bilden, in dem das Virus weiter zirkulieren kann. Das sagen nicht nur wir, das sagen ebenfalls die Virologen", sagt Ouwehand.

Es hat sich herausgestellt, dass nicht nur Nerze anfällig für das Virus sind, sondern auch Nagetiere wie Hamster und Kaninchen. „Unser Antrag fordert ein Verbot der professionellen - massenhaften - Zucht aller Tiere, die nachweislich anfällig für das Coronavirus sind und ein Reservoir bilden können." Die Antragsannahme könnte sich daher auch auf die Dutzende von Kaninchenfarmen in den Niederlanden auswirken, in denen insgesamt Hunderttausende Kaninchen für die Fleischproduktion gemästet werden.

Esther Ouwehand während des Protests gegen die Nerzzucht. Foto: Bont voor Dieren

Pelzproduction weltweit
Mit diesem Verbot in den Niederlanden wurde ein weiterer wichtiger Schritt im Kampf gegen die globale Pelzindustrie getan. Dänemark hat noch nicht beschlossen, die Nerzfarmen zu schließen, aber die Fuchspelzproduktion in diesem Land wird langsam eingestellt. Immer mehr Länder haben in den letzten Jahren ihrer Pelzindustrie ein Ende gesetzt. Mit der Schließung der niederländischen Nerzzucht werden jährlich etwa vier Millionen weniger Pelze auf den Markt gebracht. Und letzte Woche hat die Australian Animal Justice Party auch mit einem lokalen Pelzverbot im Inner West Council Erfolg gehabt, was zum Teil der erfolgreichen Kampagne der Partei für die Tiere zu verdanken ist.

Dennoch werden weltweit jährlich rund 100 Millionen Tiere für die Pelzindustrie getötet, darunter auch Füchse und Kaninchen. Die Partei für Tiere und ihre Schwesterparteien setzen sich weiterhin für ein vollständiges Verbot der Erzeugung, des Imports und des Handels aller Arten von Pelzen ein - in den Niederlanden, in Europa und darüber hinaus. Die Herstellung dieses Luxusprodukts ist unethisch und verursacht Umweltschäden und sozialen Missbrauch, wie Marianne Thieme in diesem Vortrag erläuterte. Nun, da die Pelzindustrie auch zu einem Reservoir für Infektionskrankheiten werden kann, hofft die niederländische Partei für die Tiere, dass ihr Beispiel weltweit verfolgt wird und dass alle verbleibenden Pelz produzierenden Länder dieser barbarischen Praxis ein Ende setzen werden.