Esther's Blog: Gerade jetzt den Übergang zur grünen Land­wirt­schaft beschleu­nigen


30 März 2022

Bei den Gemeinderatswahlen am 16. März hat sich unsere Partei für die Tiere fast verdoppelt: von 33 auf 63 Sitze in verschiedenen niederländischen Gemeinderäten. Wir sind sehr glücklich und stolz! Das bedeutet, dass es jetzt mehr Politiker gibt, die sich für eine lebenswerte Erde und für den Schutz von Menschen und anderen Tieren einsetzen. Und wie ich in meinem letzten Blog schrieb, ist das wichtiger denn je.

Solidarität
Der schreckliche Krieg in der Ukraine wütet nun schon seit mehr als einem Monat. Millionen von Menschen sind geflohen. In den Niederlanden hat die Partei für die Tiere diesen Monat an einer Protestaktion gegen den Krieg teilgenommen. Gemeinsam mit unseren Schwesterparteien weltweit haben wir die Aggression des Putin-Regimes scharf verurteilt, harte Sanktionen (einschließlich eines Stopps des russischen Gases) sowie humanitäre Hilfe und eine großzügige Aufnahme von Flüchtlingen gefordert. Wir haben auch Geld für ausgesetzte Tiere und Tierschutzorganisationen gesammelt. Es wurden mehr als 100.000 Euro gesammelt.

In den Niederlanden hingegen werden geflüchtete Ukrainer oft von ihren Haustieren getrennt, während es für Menschen, die gerade aus einer sehr traumatischen Kriegssituation geflohen sind, sehr wichtig ist, mit ihrem Tier zusammenzubleiben. Tiere sind ein Teil der Familie. Die Partei für die Tiere setzt sich im niederländischen Parlament nachdrücklich dafür ein, dass Menschen und Haustiere nicht getrennt werden.

Esther Ouwehand und der niederländische Abgeordnete Lammert van Raan (Partei für die Tiere) mit Mitgliedern der portugiesischen Schwesterpartei PAN (People Animals Nature) bei einer Antikriegsdemonstration in Den Haag.

Hungersnöte verhindern, die Viehwirtschaft einschränken
Eine weitere Folge der russischen Invasion ist, dass unter anderem die Produktion von Getreide und Weizen gefährdet ist. Gerade jetzt, wo Nahrungsmittelknappheit droht, ist es wichtig, die Viehwirtschaft zu verkleinern und in den Anbau von pflanzlichen Proteinen zu investieren, die von den Menschen direkt verzehrt werden können. In diesem Monat riefen 400 Wissenschaftler dazu auf. Derzeit wird mehr als die Hälfte des europäischen Getreides und der Hülsenfrüchte an Kühe, Schweine und andere Tiere in der Viehwirtschaft verfüttert. Weniger als ein Viertel des Getreides sind für den menschlichen Verzehr bestimmt.

Die Universität von Minnesota hat errechnet, dass wir bis zu vier Milliarden Menschen mehr ernähren könnten, wenn wir unsere Felder nicht mehr für Tierfutter und Biokraftstoff, sondern für die Ernährung der Menschen nutzen würden. Nach Angaben von Wissenschaftlern der Harvard University können wir mit jedem Hektar, den wir für Menschen anstelle von Kühen, Schweinen oder Hühnern bewirtschaften, viermal so viele Menschen ernähren. Und das Klimagremium der Vereinten Nationen, der IPCC, hat errechnet, dass Tiere bis zu 95 Prozent weniger Eiweiß liefern, als an sie verfüttert wird. Für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch werden etwa 20 Kilogramm Viehfutter benötigt. Dies ist äußerst ineffizient. Die Viehwirtschaft ist also ein großer Lebensmittelverschwender.

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Joseph Poore, Wissenschaftler an der Universität Oxford, spricht über die katastrophalen Auswirkungen der Viehwirtschaft.

Weniger Tiere in der Viehzucht bedeuten daher weniger Futtermittel für das Vieh und mehr Land für den direkten Anbau von Nahrungsmitteln für die Menschen. Die Partei für die Tiere und viele Wissenschaftler fordern daher seit Jahren, weniger Tierfutter anzubauen und mehr Getreide und pflanzliche Proteine für die Menschen zu verwenden. Dann können wir Nahrungsmittelknappheit verhindern, zum Beispiel in Pakistan, Ägypten und Jemen, wo sich viele Menschen die viel höheren Preise für Brot und Getreide einfach nicht leisten können.

Leider nutzen die Lobbyisten der umweltverschmutzenden Sektoren den Krieg in der Ukraine bereits aus, um für eine Verzögerung des sorgfältig eingeleiteten Übergangs zu einer grünen Wirtschaft und einem besseren Schutz der Natur zu plädieren. So forderte die mächtige konservative Agrarlobby unter dem Deckmantel der "Lebensmittelsicherheit" sofort den Stopp aller europäischen Pläne, unser Lebensmittelsystem gesünder, grüner und tierfreundlicher zu gestalten. Sie wollen, dass die intensive Landwirtschaft und die Viehzucht noch mehr Raum für die Verschmutzung und Ausbeutung der Böden erhalten. Sie stützen sich dabei auf einen Mythos: den Mythos, dass die Viehwirtschaft der Weg ist, um unsere Ernährungssicherheit zu gewährleisten.

Wenn die Agrarlobby wirklich um die Ernährungssicherheit besorgt ist, sollte sie sich für eine drastische Verringerung des Viehbestands einsetzen. Wir sollten der Ernährungssicherheit Vorrang vor der Fleischsicherheit einräumen. Putins Krieg ist kein Grund, auf die Bremse zu treten, sondern die Umstellung zu beschleunigen. Nur so können wir für ausreichend nahrhafte Lebensmittel sorgen. In Zeiten von Krieg und Frieden.

Bis zum nächsten Monat!

Esther Ouwehand
Parteivorsitzende der niederländische Partei für die Tiere