Sehr starke Schlus­sfol­ge­rungen nach der Unter­suchung von Tier­trans­porten auf Initi­ative der Partei für die Tiere


8 Dezember 2021

Die Vorschriften für Tiertransporte innerhalb und aus Europa werden systematisch verletzt. Dies sind die Schlussfolgerungen des Untersuchungsausschusses des Europäischen Parlaments, der Tiertransporte untersucht hat. "Die Schlussfolgerungen im Untersuchungsbericht werden der grausamen Wahrheit gerecht", sagt die Europaabgeordnete Anja Hazekamp von der niederländischen Partei für die Tiere. "Ein starkes Signal gegen das barbarische transportieren von Tieren durch Europa und weit über die europäischen Grenzen hinaus." Aber die Empfehlungen in dem Bericht müssten, so Hazekamp, noch viel rigoroser ausfallen. "Wir werden alles für strengere Regeln und eine bessere Handhabung tun!"

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Die Europaabgeordnete Anja Hazekamp kontrolliert Tiertransporte in Slowenien und Kroatien.

Vor eineinhalb Jahren wurde, auf Initiative der Partei für die Tiere, eine offizielle Untersuchung über Missstände bei Tiertransporten eingeleitet. Deren Schlussfolgerungen wurden am vergangenen Donnerstag mitgeteilt. Der parlamentarische Untersuchungsausschuss für Tiertransporte (ANIT) hat eindeutig festgestellt, dass die europäischen Vorschriften systematisch verletzt werden und das Wohlergehen der Tiere ernsthaft gefährdet wird. "Der Untersuchungsbericht ist unmissverständlich: Die Art und Weise, wie Tiere derzeit transportiert werden, ist inakzeptabel. Die breite Anerkennung dieser Tatsache ist ein Erfolg", sagte Anja Hazekamp, MdEP.

Hazekamp hat in den vergangenen Jahren ebenfalls Untersuchungen über Tiertransporte an den europäischen Außengrenzen in Rumänien, Kroatien, Slowenien, Frankreich, Bulgarien und der Türkei durchgeführt. Im vergangenen Jahr beobachtete sie die Situation rund um das "Horrorschiff" Elbeik im spanischen Hafen von Cartagena. Dabei hat sie immer wieder schwere Missstände aufgedeckt. "Tiere in Lastwagen und auf Schiffen können oft nicht einmal aufrecht stehen. Sie werden auch dann transportiert, wenn sie krank, verletzt, neugeboren oder hochschwanger sind. Oft haben die Tiere kein oder zu wenig Wasser und Futter zur Verfügung. Die Transporte gehen auch bei Frost oder Hitzewelle weiter und dauern Tage oder sogar Monate", erzählt Hazekamp.

Auch Tierschutzorganisationen berichten seit Jahren über schwerwiegende und strukturelle Missstände, doch die Europäische Kommission hat keinen Anlass gesehen, weitreichende Änderungen an den Vorschriften vorzunehmen. "Der Irrglaube, dass es sich nur um Zwischenfälle handelte, ist jetzt zumindest endgültig widerlegt", sagt Anja Hazekamp.

Strukturelle Missstände

Fotografie: Joanne McArthur / We Animals.

Der Untersuchungsausschuss besuchte Orte, an die Tiere exportiert werden, und befragte die Europäische Kommission, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, nationale Behörden, Tierschutzorganisationen, Tierärzte, Transporteure und Landwirte. Strukturelle Missstände wurden aufgedeckt: zu wenig Nahrung und Wasser, extreme Temperaturen, überfüllte Ladebereiche und grobe Behandlung beim Be- und Entladen. Es stellte sich heraus, dass immer wieder kranke, verletzte und hochträchtige Tiere transportiert werden. Selbst sehr junge Tiere, die noch auf die Milch ihrer Mutter angewiesen sind und während des Transports nicht selbst trinken können, werden transportiert, ohne unterwegs gefüttert zu werden.

Der Ausschuss stellte fest, dass viele Tiere leiden müssen, insbesondere bei Langstreckentransporten in Gebiete außerhalb der Europäischen Union, wie Russland, die Türkei, Afrika und den Nahen Osten. Der Transport per Schiff ist problematisch: "Die meisten der 80 Schiffe, die eine europäische Lizenz für Tiertransporte haben, sind sehr alt und stellen ein Risiko für das Wohlergehen von Mensch und Tier an Bord dar", heißt es in dem Untersuchungsbericht. "Die EU kommt ihrer Pflicht nicht nach, dafür zu sorgen, dass es den Tieren während des gesamten Transports von Abfahrt bis zum Bestimmungsort gut geht", so die Schlussfolgerung der Untersuchungskommission.

Erfolge
Der Untersuchungsausschuss spricht daher auch mehrere Empfehlungen an die Europäische Kommission und die 27 EU-Länder aus. So sollten beispielsweise Tiere, die jünger als fünf Wochen sind, wie Kälber und Ziegen, und Tiere im letzten Drittel ihrer Trächtigkeit nicht mehr transportiert werden. Alte Tiere, wie ausrangierte Milchkühe und Legehennen, sollten nicht mehr auf lange Transporte geschickt werden, so der Untersuchungsausschuss, und der Zustand aller Tiere sollte vor dem Verladen überprüft werden.

Es sollte eine rote Liste von Transportunternehmen erstellt werden, die häufig gegen die Vorschriften verstoßen, und ihnen sollte dann auch die Lizenz entzogen werden. Die Kommission möchte außerdem, dass die EU-Länder bei der Erteilung von Genehmigungen für Transporte zurückhaltender sind, wenn Probleme vorhersehbar sind. Wenn Länder dennoch problematische Transporte zulassen, sollte die Europäische Kommission schneller Strafverfahren einleiten. "Das sind große Erfolge", sagt Hazekamp.

Stoppt Horrortransporte!

Die Europaabgeordnete Anja Hazekamp von der niederländischen Partei für die Tiere protestiert gegen den Transport lebender Tiere.

Für die Partei für die Tiere gehen die Empfehlungen jedoch nicht weit genug. So will der Untersuchungsausschuss die Transportzeit für Schlachttiere auf acht Stunden reduzieren, allerdings mit Ausnahmen für bestimmte Gebiete und für den Transport per Schiff. Und das, obwohl Tiertransporte per Schiff in der Praxis Wochen oder sogar Monate dauern. "Inakzeptabel", findet Hazekamp. "Es sollte keine Ausnahmen für solche grausamen Transporte geben dürfen. Sie müssen so schnell wie möglich aufhören."

"Dass die Empfehlungen Raum für unerwünschte Transporte lassen, liegt daran, dass eine Reihe von Mitgliedern in Schlüsselpositionen im Untersuchungsausschuss nur ein Ziel hatten: die Profite der Exportunternehmen auf dem Rücken der Tiere zu sichern", so Hazekamp. "Wir werden alles tun, was wir können, um den Empfehlungen mehr Nachdruck zu verleihen, wenn das Europäische Parlament im Januar darüber abstimmen wird.“ Unter anderem auf der Grundlage dieser Empfehlungen wird die Europäische Kommission die EU-Rechtsvorschriften zum Schutz von Tieren beim Transport anpassen.

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