Partei für die Tiere fordert Ende der Misshandlung von Kälbern und Eu-Kommissar für Tier­rechte


29 März 2023

Die Europaabgeordnete Anja Hazekamp von der niederländischen Partei für die Tiere hat die Europäische Kommission aufgefordert, einen Kommissar zu ernennen, der sich uneingeschränkt für den Tierschutz und die Rechte der Tiere einsetzt. Sie verfolgte in der vergangenen Woche außerdem einen Transport von 2.000 kleinen Kälbern von Irland über Frankreich in die Niederlande und prangerte die brutalen Misshandlungen und Fahrlässigkeiten während der Reise an: "Dies weist auf strukturelle Misshandlung von Kälbern, die über diese Route in die Niederlande transportiert werden, hin." Hazekamp forderte daher die Europäische Kommission auf, den Kontrollpunkt, an dem die Misshandlungen stattfinden, zu stoppen und den See- und Langstreckentransport von Kälbern, die noch auf Milch angewiesen sind, zu unterbinden.

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Anja Hazekamp fordert die Ernennung eines EU-Kommissars für Tierrechte und Tierschutz.

Dass es immer noch keinen EU-Kommissar gibt, der sich speziell mit Tierschutz und Tierrechten beschäftigt, ist eigentlich sehr merkwürdig, findet Anja Hazekamp. "Wir halten in Europa Milliarden von Tieren, eingepfercht in Ställen, auf Lastwagen, Schiffen, in Laboren, Zoos, Delfinarien, Zirkussen, Arenen, Geschäften, Märkten und unseren Wohnungen. Aber auch das Leben der Tiere auf dem Lande, in den Städten, in unseren Wäldern, in den Ozeanen und Meeren steht zunehmend unter Druck. Warum also werden die Rechte und das Wohlergehen dieser Tiere immer noch nicht anerkannt?" Da die Europäische Union derzeit ihre veralteten Tierschutzgesetze und Verordnungen überprüft, ist es nach Ansicht der Partei für die Tiere doch der passende Zeitpunkt, einen Tierschutzbeauftragten zu ernennen.

Beweise für strukturelle Misshandlung von Kälbern

Kälber auf dem Weg von Irland in die Niederlande, für die Fleischproduktion.

Dass viele europäische Tierschutzvorschriften immer noch schwer verletzt werden, zeigten diesen Monat erneut Aufnahmen der Tierschutzorganisationen L214 und Eyes on Animals an einem Kontrollpunkt in der Nähe des französischen Hafens von Cherbourg. Dort ist zu sehen, wie Kälber systematisch mit Stöcken, Paddeln und Zwangsgittern geschlagen werden. Dabei schlagen die Mitarbeiter mit voller Wucht auf die Kälber ein und die Tiere erhalten gezielte Schläge auf den Kopf.

Die Europaabgeordnete Anja Hazekamp reiste am vergangenen Mittwoch nach Cherbourg, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und die an den Misshandlungen beteiligten Behörden und Transporteure zur Rede zu stellen. "Am Kontrollpunkt trafen wir hungrige und erschöpfte Kälber im Alter zwischen 2 und 4 Wochen an. Während ihrer Überfahrt von Irland - 19 Stunden in Lastwagen auf einer Fähre - hatten sie offenbar keinen Zugang zu Nahrung oder Wasser. Das verstößt gegen die europäischen Vorschriften, wonach Kälber mindestens alle neun Stunden getränkt und gefüttert werden müssen", so Hazekamp.

In einer Dringlichkeitsanfrage an die Europäische Kommission fordert Hazekamp die Schließung des Kontrollpunktes bei Cherbourg. "Wir sehen, dass die Misshandlung und Vernachlässigung der jungen Kälber in Cherbourg struktureller Natur ist. Eigentlich sollten diese Art von Kontrollpunkten Ruhepausen für die Tiere bringen, doch die Situation in Cherbourg verschlimmert den mehr als 50-stündigen Transport von Irland nach Frankreich - und dann in die Niederlande - nur noch weiter. Sowohl die Europäische Kommission als auch Frankreich sind rechtlich verpflichtet, Kontrollpunkte zu schließen, wenn es zu schwerwiegenden Verstößen gegen den Tierschutz kommt", so Hazekamp.

In der Dringlichkeitsanfrage fordert Hazekamp die Europäische Kommission außerdem auf, den See- und Langstreckentransport von Kälbern, die noch auf Milch angewiesen sind, zu stoppen. "Unzählige Kontrollen zeigen, dass Langstreckentransporte per Definition mit schwerem Tierleid verbunden sind. Die Tiere werden tage- oder sogar wochenlang transportiert, misshandelt und vernachlässigt. Das ist inakzeptabel, ganz besonders, wenn es sich um gefährdete Tiere wie nicht abgesetzte Kälber handelt", betonte Hazekamp.

Die Niederlande - Europas größter Kalbfleischproduzent - importieren jährlich etwa 800.000 Kälber aus Deutschland, Dänemark und Irland, die in den Niederlanden gemästet und geschlachtet werden. Der größte Teil des Kalbfleischs wird dann nach Mittel- und Südeuropa und nach China exportiert.

"Es ist enttäuschend, dass die Niederlande diesen Transporten nicht selbst Einhalt gebieten, sondern sich immer wieder hinter der Europäischen Union verstecken und mit Maßnahmen warten", so Hazekamp. Sie setzt sich seit Jahren unermüdlich dafür ein, die Missstände bei Tiertransporten und Langstreckentransporten innerhalb und außerhalb Europas zu beenden. In der Vergangenheit überwachte sie persönlich Transporte in Slowenien und Kroatien sowie das Horrorschiff Elbeik im spanischen Hafen Cartagena. Auf ihre Initiative hin kam es zu einer Europäischen parlamentarischen Untersuchung von Tiertransporten. Diese zeigte systematische Verstöße auf und führte zu klaren Empfehlungen an die Europäische Kommission.