Esther’s Blog: Seht uns zurück­schlagen, seht uns gewinnen


4 Februar 2020

Letzte Woche kamen zum x-ten Mal schreckliche Bilder aus niederländischen Schlachthöfen zum Vorschein. Auf den Bildern ist zu sehen, wie Schweine geschlagen werden, verkrüppelte Ferkel an ihrem Schwänzchen gezogen und kranke Tiere aufgehetzt werden. Zuvor konnte man sehen, wie Schweine in Schlachthöfen lebendig gekocht werden. Dies geschah auch mit Schweinen von einem Biohof.

Tierärzte der NVWA - die niederländische Aufsicht, die gesetzlich verpflichtet ist die Tiere zu schützen - standen daneben, ohne einzugreifen. Ein Tierarzt schlug die Tiere. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Tierärzte der NVWA sich bei Missständen weigern einzugreifen, oder Bußgelder auszusprechen. Aber NVWA -Tierärzte, die selbst die Tiere schlagen, ist ein neuer Tiefpunkt.

Ich habe die Landwirtschaftsministerin aufgefordert Stellung zu beziehen. Bei 642 Millionen Tieren, die jedes Jahr in den Niederlanden geschlachtet werden, sind ernste Missstände in Sachen Tierschutz und Hygiene unvermeidbar. Letzten Endes muss die Zahl der Tiere in der Viehzucht mindestens halbiert werden. Letzte Woche hat die Landwirtschaftsministerin endlich verlauten lassen, dass sie das Problem der Handhabung grundsätzlicher lösen will, indem die Zahl der Tiere, die tägliche durch die Schlachthöfe gejagt werden, verringert werden soll. Ein wichtiger Schritt.

Krankmachender Handel und Industrie

Die Fleischindustrie ist nicht nur selbst krank bis auf die Knochen, sondern sie macht uns auch alle krank. Die niederländische Viehzucht hält die größte Anzahl Tiere im Verhältnis zur Fläche auf der Welt. Diese Tiere leben oftmals dicht aneinander gepfercht. Durch hohen Stress und niedrigen Widerstand werden sie krank. Kranke Tiere und Zoonose - eine Infektionskrankheit die von Tieren auf Menschen übertragen werden kann - formen ein Risiko für die Volksgesundheit. So sind in den Niederlanden 5 Millionen Tiere träger des Hepatitis-E Virus. Kaum sonstwo auf der Welt werden so viele Schweine auf so kleiner Fläche gezüchtet. Und nirgends auf der Welt sind so viele Menschen träger des Hepatitis-E Virus wie hier.

In China sehen wir jetzt den Coronavirus. Solange wir dem massenhaften Handel und Konsum von Tieren keinen Halt zurufen, werden weiterhin Krankheitserreger auftauchen. So hatte die SARS Pandemie 2003 ebenfalls tierischen Ursprung. Der legale und illegale Handel mit wilden Tieren formt eine große Ansteckungsgefahr. Deshalb haben wir die niederländische Regierung dazu aufgefordert, ein Totalverbot auf den Import wilder Tiere einzurichten.

Währenddessen verhandelt die Europäische Union großflächige Freihandelsverträge mit Ländern, in denen das Wohlergehen der Tiere mit Füßen getreten wird: Thailand, die Vereinigten Staaten, Kanada und Brasilien. Was bedeutet, dass es noch einfacher und billiger wird, Produkte, die auf Kosten der Tieren und der Menschenrechte produziert werden, nach Europa zu bringen.

Während der Debatte über den Handel hatte ich eine grundlegende Frage für den niederländischen Minister: Wann wird der Minister verletzlichen Werten (Tiere, Natur, Menschenrechte, Umwelt) endlich mehr Wichtigkeit zuschreiben als dem skrupellosen, aggressiven, neoliberalen Handel?

Der Zeitpunkt ist jetzt.

Umschwung

Letztes Mal schrieb ich in meinem Blog, dass dies das alles entscheidende Jahrzehnt ist. Immer mehr Menschen durchschauen die Fabeln, die uns die Viehzucht, Regierungen und Supermärkte erzählen. Deren Macht bröckelt. Immer mehr Menschen trauen sich ihrem Herzen zu folgen und helfen anderen Bewusst zu werden. Im Europäischen Parlament erhält die Partei für die Tiere immer mehr Unterstützung im Kampf gegen das Leiden der Tiere.

Der Umschwung, den wir jetzt erleben, ist hart erkämpft, u.a. von tapferen Bürgern. Aber bestehende Systeme und bestehende Interessen tun alles um am Leben zu bleiben. Die Partei für die Tiere ist wichtiger denn je, um dafür zu sorgen, dass der Umschwung an Kraft gewinnt und die Maßnahmen, die jetzt von den Regierungen eingeleitet werden, nicht nur aus Greenwashing und „Animal-welfare-washing“ bestehen.

Darum habe ich beschlossen, mich offiziell als leitende Kandidatin der Partei für die Tiere bei den nächsten Parlamentswahlen zur Verfügung zu stellen.

Darum bin ich auch froh, dass immer mehr Menschen, die die Tiere und unseren Planeten retten möchten, in die Politik gehen. Der junge vegane und queer Aktivist Jabari Brisport ist dafür ein wunderbares Vorbild. Er nimmt an den Senatswahlen in New York teil und plädiert für einen besseren Schutz verletzlicher Gruppen, Tiere, Natur und Umwelt. Solche Menschen haben wir in der Politik dringend nötig.

Jabari Brisport, vegan candidate for the elections in New York.

Exemplarisch für unsere Zeit ist ein Video eines 13 jährigen Mädchens in Australien, die auf die Straße ging um wortwörtlich für ihre Zukunft zu kämpfen. Anstatt dass die Regierung ihre Interessen und die ihrer Generation ernst nimmt und beschützt, schickte ihre Regierung die Polizei. Das Mädchen bekam zu hören, dass wenn sie nicht verschwinden würde, sie notfalls mit Gewalt abgeführt werden wird. Das Mädchen stand zitternd vor den Beamten. Gehorsam lief sie weg. Aber während sie weg lief, streckte sie ihr Schild in die Luft, auf dem stand:

„Seht, was ihr uns auferlegt habt. Seht, wie wir zurückschlagen. Seht, wie wir gewinnen.“

Dieses Mädchen, das sind wir.

Wenn die Gesetze unseren Planeten und alle seine Bewohner nicht beschützen, dann werden wir sie gemeinsam verändern. Wenn die Regierung sich nicht ans Gesetz hält, werden wir sie ersetzen.

Bis zum nächsten Mal!

Esther

(Fraktionsvorsitzende der Partei für die Tiere)