Welt­pre­miere: Ecuador gibt neben der Natur auch Wild­tieren gesetz­liche Rechte


19 Mai 2022

In einem historischen Gerichtsverfahren hat Ecuador, als erstes Land der Welt, einzelnen Wildtieren Rechtsansprüche zugestanden. Dem Urteil zufolge haben sie das Recht zu existieren und nicht gejagt, gefangen oder gehandelt zu werden. Ein Meilenstein für den Schutz von Tieren und der Natur. Die Partei für die Tiere und andere politische Parteien, die sich weltweit für die Rechte von Tieren einsetzen, fordern seit Jahren, dass die Rechte von Tieren und der Schutz von Natur und Umwelt in die Verfassung aufgenommen werden.

Ecuador ist ein wichtiger Verfechter für den Schutz von Natur und Umwelt. Das südamerikanische Land war 2008 das erste Land der Welt, das die Rechte der Natur in seine nationale Verfassung aufnahm. Jetzt schreibt es erneut Geschichte, indem es auch die Rechte einzelner Tiere anerkennt. Zu dieser historischen Entscheidung kam es in einem Gerichtsverfahren, bei dem es um einen wild gefangenen Wola-Affen ging - eine Art, die nur im Amazonasgebiet vorkommt. Das Tier war 18 Jahre lang als Haustier gehalten worden, wurde beschlagnahmt und starb kurz darauf in einem Zoo. Das Verfassungsgericht entschied, dass der Wola-Affe niemals aus seinem natürlichen Lebensraum hätte entnommen werden dürfen, dass der Besitz von Wildtieren illegal sei und dass die Bedürfnisse des Tieres nicht berücksichtigt worden seien.

Der Oberste Gerichtshof entschied auch, dass Tiere als juristische Personen angesehen werden können und unter dem Schutz der Naturrechte stehen. Dies ist nicht nur ein Durchbruch für die Tiere, sondern nach Ansicht internationaler Rechtsexperten auch ein entscheidender Schritt in der Entwicklung des Umweltrechts, das sich normalerweise nicht mit Tieren befasst, die nicht als wichtige Arten gelten. „Diese Entscheidung ist von großer Bedeutung, denn nun können die Rechte der Natur auch im Interesse einzelner Tiere oder kleiner Gruppen von Tieren geltend gemacht werden", erklärt Kirsten A. Stilt, Rechtsprofessorin an der Harvard University. Ecuador hat damit Tierschutzgesetze auf die höchste Stufe gehoben und übernimmt eine Vorreiterrolle beim Schutz von Tieren und der Natur.

Rechte für Tiere und die Natur

Der Ruf nach der Gewährung von Rechten für Tiere, Natur und Umwelt wird weltweit immer lauter. Immer mehr Länder, darunter Italien, Bolivien, Chile, Kolumbien, Mexiko, Panama, Neuseeland und Bangladesch, folgen dem Beispiel Ecuadors und erkennen die Rechte der Natur an und nehmen den Umweltschutz in ihre Verfassungen auf.

Die niederländische Partei für die Tiere setzt sich seit Jahren für die Gewährung von Rechten für Tiere und Natur ein. "Das passiert bei Unternehmen schon seit langem, und wir finden es dort völlig normal. Interessen von Unternehmen werden bestens geschützt, merkwürdig, dass dies für wichtige und gefährdete Naturschutzgebiete noch nicht möglich ist", sagt Wassenberg. "Wenn die Natur auch Rechte erhält, bekommt die verletzliche Ökologie eine Stimme gegen die schreierischen Interessen der Wirtschaft." Im vergangenen Jahr legte die Partei einen umfassenden Vorschlag zur Kriminalisierung von Ökoziden, d. h. der großflächigen Schädigung und Zerstörung von Ökosystemen durch menschliche Aktivitäten, vor.