Weltlog Woche 35 – 2009


28 August 2009

Letzte Woche äusserte ein Verwaltungswissenschaftsprofessor in einigen Zeitungen seine Besorgnis über die Demokratie in den Niederlanden und nannte den Aufschwung der Partei für die Tiere als Beispiel für eine schlechte, parlamentarische Demokratie. Ich will Ihnen meine Antwort an ihn gerne mitteilen, da Sie die gleichen Vorwürfe hören würden, wenn Sie in Ihrem Land eine Partei für die Tiere gründen würden. Professor Roel in 't Veld macht sich Sorgen über die Demokratie. Er verwendet schwere Terminologie, wie etwa 'eine drohende Zerstörung unserer Demokratie' und sieht in personalistischer Politik und in dem Aufschwung von dem, was er als One Issueparteien bezeichnet, ' wie die Partei für die Tiere' den Beweis für seine Behauptungen. In t' Velds Argumentationen sind kennzeichnend für die kurzsichtige, herrschende Politik und deren Vorstände und Wissenschaftler. In t'Veld würde niemals auf die Idee kommen, seine eigene sozialdemokratische Partei für die Arbeit (PvdA) als One Issuepartei zu bezeichnen, obwohl diese doch immer nur ein Thema in ihrem Namen behandelt. Bei einer Partei, wie die Partei der Arbeit ist lange nicht immer deutlich, wie diese bestimmten Themen gegenübersteht, selbst wenn es die Arbeit betrifft. Weder, wenn es um eine Anhebung des Pensionsalters, Besteuerung von Pensionen oder die Kürzung der medizinischen Versorgung betrifft. Aber auch nicht, wenn es um die Anschaffung eines neuen Düsenjägers, die NATO Mitgliedsschaft von Georgien, das Referendum, die parlamentarische Untersuchung des Einfalls in Irak, kostenlose, öffentliche Nutzung von Verkehrsmitteln für Mittelschüler, Doppelbesetzungen beim höchsten Richterkollegium, die Afganistanmission handelt. Um es kurz zu machen, Wähler können kaum voraussagen, wie sie von der herrschenden Politik vertreten werden. Und das gilt nicht nur für die Partei für die Arbeit, viele traditionelle Parteien haben es offensichtlich nicht nötig, sich an das zu halten, was sie dem Wähler während der Wahlkampfperiode versprochen haben.

Professor Roel in ‘t Veld

Entfremdung
Die traditionelle Politik bewegt sich in einem beschränktem Spektrum von Grautönen und verfremdet gerade damit den Wähler von sich. Das führt dazu, dass äußerst linke oder rechte Parteien von einem sehr beweglichem Wählermarkt profitieren. Und das wiederum führt dazu, dass Parteien mit völlig anderen Vorstellungen Erfolg haben können. Die Partei für die Tiere ist tatsächlich die erste Partei in der Weltgeschichte, die nicht die kurzsichtigen Ziele und Interessen des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Gerade deshalb ist sie nicht als One Issuepartei einzustufen. Wem klar wird, wieviel Zeit und Aufmerksamkeit die traditionellen Parteien dem westlichen Menschen und dessen Geld zukommen lassen, wird deutlich, dass andere Parteien sich mehr kwalifizieren.

Breite Vision
Wo bleibt der weitgefächerte Blick auf den Zusammenhang zwischen Kreditkrise, Nahrungsmittelkrise, Wasserkrise, Biodiversitätskrise, Klimakrise und nicht zu vergessen die moralische Krise, die uns zu schaffen machen? Schauen Sie sich nur mal die Beträge an, welche bereitgestellt werden, um das Bank- und Versicherungswesen aufrecht zu halten. Verglichen mit den Beträgen, die für ein umweltfreundliches Zusammenleben bereitsgestellt werden, ist eines völlig klar. Wir werden mit Kleingeld abgespeist, um die
wichtigsten Dinge sicherzustellen, die wir kennen: saubere Luft, sauberes Wasser, Biodiversität und ein stabiles Klima.

Verwüstung
Die Demokratie wird nicht durch sogenannte One Issueparteien oder personalistische Politik bedroht, sondern dadurch, dass es die politik nicht interessiert, dass unser Lebensraum auf eine, nicht wieder gutzumachende Art und Weise zerstört wird. Der Mensch ist das einzige lebende Wesen, welches sich an solch kurzsichtigem Verhalten schuldig macht. Die Eigenschaften, die den Menschen von den Tieren unterscheiden, mehr Intelligenz und die Möglichkeit, moralisch etische Entscheidungen treffen zu können, werden durch den Menschen zu seinem eigenen Nachteil angewandt. Mit allen, daraus resultierenden Folgen für Mensch, Tier, Umwelt und Demokratie. Die Kalamitäten, die wir als Menschen über uns selbst und andere lebende Wesen herbeirufen, schaffen eine unüberwindbare Kluft zwischen dem Bürger und den Parteien, welche dachten oder behaupteten, im Sinne des Bürgers zu handeln.

In der Athener Völkergemeinschaft, der Ekklesia, war wichtig, dass nicht nur das Recht des Stärkeren galt, sondern auch der Schwächste zu seinem Recht kam. Daran sollte sich die Demokratie anno 2009 ein Vorbild nehmen. Die Partei für die Tiere trifft ihre Entscheidungen unter den Kriterien, umweltfreundlich, mitfühlend, persönliche Freiheit, persönliche Verantwortlichkeit und entwickelte damit ein sehr konsistentes Stimmverhalten in allen demokratischen Organen ( Bundestag, Kabinett und Wasserverbänden), in denen sie vertreten ist.

Die Partei legt weiterhin als einzige, einmal jährlich, ausführlich Rechenschaft in Form eines Jahresberichtes von mehr als 900 Seiten ab.

Regierungsexperten sollten lieber versuchen, echte Lösungvorschläge für das Versagen der traditionellen Parteien und die daraus resultierende Entfremdung des Wählers, zu finden. Ablehnung von neuen, demokratischen Parteien, wie etwa die Partei für die Tiere , die bereit sind weiter zu schauen, als ihre eigenen kurzsichtigen Interessen, ist wenig kreativ und förderlich.

Bis nächste Woche!

Last week a professor of public administration expressed his concern in the newspapers about the state of democracy in the Netherlands and he used the rise of the Party for the Animals as an example of the deteriorated state of parliamentary democracy. I would like to share my response with you, as you will also face similar reproaches if you set up a Party for the Animals in your own country. Professor Roel in ’t Veld is worried about the state of democracy. He uses such terms as 'an impending destruction of our democracy' and sees personalistic politics and the rise of what he calls ‘single issue parties’ such as the Party for the Animals as proof. In ‘t Veld’s argument is characteristic of the current political system's short-sightedness as well as that of the scientists and administrators attached thereto. In ’t Veld would not dream of calling his own social democratic party – The Labour Party (PvdA) a single issue party, as they do carry out more than one mission. Even with such parties as the PvdA, it’s not always clear what they believe on certain subjects, even on the topic of labour. Nor do we know where they stand on raising the age of retirement, the public funding of pensions, or cut backs in care provision. We also have no information on their stance on the acquisition of new jet fighters, Georgia's NATO membership, the parliamentary investigation into the attack on Iraq, free public transport for high school students, dual appointments at the highest court of law, or the mission in Afghanistan. To make a long story short, voters have no way of predicting the way in which their incumbent politicians will represent them. And that applies not only to the Labour Party – many traditional parties apparently do not feel obliged to provide the voters with what they promised during the run up to elections.

Professor Roel in ‘t Veld

Alienation
Traditional politics moves within a limited spectrum of greys, alienating the voter as a result. This is why the parties that lie to the extreme left and right hand sides of the spectrum are benefiting from the highly mobile voter's market. This is also the reason that parties that advocate an entirely different point of view have a chance to succeed. The Party for the Animals is indeed the first party in the history of the world to not focus on human short term needs. However, this is the reason it is set aside as a 'single issue party'.
Anyone who sees how much time and attention the traditional parties devote to westerners and their money has more reason to assign that moniker to the other parties.

Broad vision
Where is their broad vision on the connection between the credit crisis, food crisis, water crisis, biodiversity crisis, climate crisis and the moral crisis that plagues us? Just look the sums of money used to keep the banking and insurance industries afloat. Compare them to the funds available to ensure a sustainable society and the conclusion is foregone. We continue to fritter away the most important things we have: clean air, clean soil, clean water, biodiversity and a stable climate.

Destruction
Democracy is not under fire from supposed single issue parties or individual politics, but from politics that does not recognise the fact that we are irrevocably destroying our surroundings. Humans are the only living species guilty of this kind of short-sighted behaviour. Mankind has taken the qualities that separate man from the animals – higher intelligence and the ability to make moral and ethical choices – and turned them to our disadvantage. These actions have consequences for humans, animals, the environment and democracy. The calamities we as humans call down on ourselves and other living beings lead to an insurmountable chasm between citizens and the parties that thought to or claimed to serve their interests.

During the Ecclesia, the ancient Athens public assembly, they believed it important that not only the strongest speak but that the weakest also have their say. Democracy from the year 2009 could learn a thing or two from this example. The Party for the Animals makes its choices based on the criteria of sustainability, compassion, personal freedom and personal responsibility and therefore has developed a consistent voting pattern in all the democratic bodies in which it is represented, such as the Lower House, Upper House, Provincial States and district water boards. The party is moreover the only one to produce a comprehensive annual report of more than 900 pages.

Public administrators would be better served by providing real solutions to traditional political parties’ failures and the voter alienation that results. The rejection of new democratic developments, such as parties for people who are prepared to look further than their own short term needs, adds nothing creative or new.

See you next week!