Weltlog Woche 24 – 2009

Letzten Donnerstag gab der niederländische Kiesraad (Wahlgremium) das Ergebnis der europäischen Wahlen bekannt. Die Verteilung der ersten 25 Sitze ist soweit bekannt, aber die Politik weiß sich keinen Rat (so umschreibt es Niederlands größtes Pressebüro) über die Zuweisung des 26ten Sitz. Der 26ste Sitz wird im Herbst den Niederlanden zusätzlich zur Verfügung gestellt, nach Ratifizierung des Vertrages von Lissabon.
Es geht um technische Dinge, kurz gesagt, die Regierung hat versäumt, die Zuteilung des 26ten Sitzes adäquat vor den Wahlen am 4. Juni zu regelen.

Der Kiesraad (das höchste Organ, welches den ordentlichen Verlauf der Wahlen überwacht) hatte dem Kabinett geraten, Parteien, welche 75% der Wahlhürde erreicht haben, ebenfalls in Anmerkung für einen Sitz kommen zu lassen. Das Kabinett lehnte dies ab und wollte lieber, dass das Parlament über die Gesetzgebung rund um die Zuweisung des 25ten Sitzes einen Entschluss fasst.

Mittlerweile hat sich anhand der Wahlergebnisse herausgestellt, dass, sollte das Parlament den Vorschlag des Kiesraads annehmen (was sehr wahrscheinlich ist, denn der Kiesraad stellt auf diesem Gebiet die höchste Autorität dar) der 26te Sitz an die Partei für die Tiere fallen wird.

Folgt das Parlament dem Kabinett und lehnt den Vorschlag des Kiesraads ab, dann fällt der 26te Sitz an die Partei für die Freiheit.

Kurz gesagt, das Parlament muss nun, nach den Wahlen beschließen, an wen der Sitz fällt und das ist gelinde gesagt, stümperhaft und unelegant.

Und deshalb teilt der Parlamentsvorsitzende seine Sorgen mit, plädieren einige Parlamentsmitglieder für einen Vorschlag das Raad van State (höchstes verwaltungsgerichtliches Beratungsgremium) oder des Kiesraads (der bereits einen Vorschlag abgegeben hat und nun nicht auf einmal wieder etwas anderes vorschlagen kann).
Außerdem besitzt das Parlament eine eigenständige Verantwortlichkeit, wenn es Abwägungen über eingereichte Gesetze macht und da kann eine Dummheit des Kabinetts auch keine Veränderung bewirken. Wie auch immer, unsere Teilnahmen an den Europäischen Wahlen hat wieder Staub aufgewirbelt und das im Interesse der Tiere.
Ich gehe davon aus, dass eine definitive Entscheidung noch etwas auf sich warten lässt, werde Sie aber auf dem laufenden halten.

Im vorläufigen Ergebnis stehen wir weit über anderen ‘neuen’ Parteien. Wir haben 3,46% der Stimmen bekommen, andere neue Parteien, so wie Libertas von dem irischen Multimillionär Declan Ganley bekamen nicht mehr als 0,3% der Stimmen. Das ist übrigens sehr lehrsam für jemanden, der eine neue Partei im eigenen Land gründen will. Es hat sich erwiesen, dass neue, menschgerichtete Parteien nicht sehr viel an bereits bestehende zufügen, mit Ausnahme von zeitaktuellen Erscheinungen populistischer Parteien, basiert auf Nationalismus und Moslemhass.

Aber eine Partei, welche Tiere, Natur und Umwelt zentral stellt, hat doch erheblich mehr Chancen. Noch ein praktischer Tip: achten Sie darauf, mit welchen Finanziers/Sponsoren Sie sich einlassen. Libertas hat in den Niederlanden nach den Wahlen eine Schuldenlast von 350 000€ hinterlassen. Ganley hatte den Druckern, Medien usw. versprochen alle Kosten zu bezahlen und dafür persönlich unterschrieben, aber bislang noch nicht bezahlt. Die großen Pläne der Pan-europäischen Partei lösten sich in Rauch auf, nur in Frankreich erhielten sie einen Sitz, obwohl die Erwartungen von zahlreichen Sitzen in ganz Europa ausgegangen waren. Gut möglich, dass die Bewegung jetzt wie ein Kartenhaus zusammenstürzt, eine Folge von falschen Erwartungen, Selbstüberschätzung und Finanzierungsproblemen der Kampagne.

Unser Tipp: Geben Sie erst Geld aus, wenn Sie es haben, niemals Geld, dass Ihnen zugesagt wird. Letzteres würde im Fall der Partei für die Tiere, der guten Sache und den Menschen, die sich dafür einsetzen nur schaden.
Noch ein Tipp für die kommende Woche. Der wunderschöne Film HOME von Yann Arthus-Bertrand zeigt, wie wichtig es ist, dass wir unser Zusammenleben radikal verändern müssen. Viel Spaß beim Ansehen, aus einer völlig unerwarteten Perspektive!

Bis nächste Woche!

Last Thursday the Netherlands Electoral Council announced the results of the European elections. While the allocation of the first 25 seats went smoothly, the question of who gets the 26th has everyone pulling out their hair in The Hague (as Holland’s largest news agency put it). The Netherlands will be entitled to this 26th seat in the autumn following ratification of the Treaty of Lisbon.

It as a rather complicated and technical issue but it basically boils down to the government having failed to properly arrange the allocation of this seat before the June 4 elections.

The Electoral Council (the highest body that oversees elections) had advised the cabinet to also allow parties that achieve 75% of the electoral threshold a shot at a seat. The cabinet, however, ignored this advice and proposed allowing the Lower House to decide the allocation of the 26th seat.

It now appears that if the recommendation of the Electoral Council is adopted by the Lower House (which would be the most obvious option since the Electoral Council is the highest authority in this area), the 26th seat would go to the Party for the Animals.

But if the Lower House copies the cabinet and ignores the recommendation of the Electoral Council, the 26th seat will be awarded to the Party for Freedom.

So in fact the Lower House determines who is awarded the seat after the elections have taken place – which is awkward and inelegant to put it mildly.

The Speaker of the House has expressed her concerns and some Members of Parliament are calling for a recommendation from the Council of State (the highest body concerned with administrative law) or from the Electoral Council (which has already issued a recommendation which it cannot suddenly change).

Moreover, the Lower House has a responsibility to carefully consider laws submitted to it and a blunder on the part of the cabinet cannot change that. Whatever happens, our contesting of the European elections has again kicked up a dust and that can only be good for the rights and interests of animals.

I believe it will be a while before there is a definitive decision. I will keep you abreast of any developments.
According to the provisional results of the elections, of all the ‘new’ parties, we came out on top. We got 3.46% of the votes. Other new parties, such as Libertas of Irish multimillionaire Declan Ganley, did not get past 0.3%. This is useful to know for anyone thinking of starting a new political party. It appears that the new people-focused parties don’t have much to add to the existing political spectrum, apart from the temporary successes of populist parties based on nationalism and islamophobia.

But a party that focuses on animals, nature and the environment stands a much better chance. And something to think about: be careful about who you approach for financing/sponsorship. Libertas in the Netherlands incurred a debt of 350,000 euros. Ganley had promised in writing to pay the printing and media bills, etc. but is yet to meet his obligations. The haughty ambitions of this pan-European party went up in smoke. Only in France did the party win a single seat while they had expected to win dozens throughout Europe. There is a serious chance that the party will collapse like a house of cards as a result of miscalculations, an inflated ego and problems financing the campaign.

Our motto: only spend money that you have and not money that so far has only been promised. Spending money you don’t actually have would only hurt the cause and the people supporting it.

Another viewing tip for next week. The incredible film HOME by Yann Arthus-Bertrand shows how important to organize our society along radically different lines. Have fun watching this story from a surprising perspective!

Until next week!