Weltlog Woche 15 – 2011


15 April 2011

Die letzten Tagen waren spannend und aussergewöhnlich. Mittwoch fand nämlich die Fortsetzung unseres ersten Termins bzgl. unseres Initiativgesetzesvorschlag für ein Verbot des unbetäubten, rituellen Schlachtens statt, bei dem ich als Initiativnehmer die Fragen unserer Parlamentsfraktion über diesen Gesetzesvorschlag beantwortet habe. Während der Debatte habe ich deutlich gemacht, dass die Wissenschaft darin übereinstimmt, dass ein Nichtbetäuben vor dem Schlachtvorgang grossen Einfluß auf das Wohlbefinden des Tieres hat. Die Liste an Untersuchungsbefunden auf Basis von zahlreichen wissenschaftlichen Studien und Publikationen, die dieses Leid verdeutlichen, ist überwältigend und überzeugend.

Landwirtschaftsstaatssekretär Bleker machte während der Debatte namens der Regierung deutlich, dass er der Meinung sei, dass die Partei für die Tiere ausreichend verdeutlicht habe, dass Tiere zusätzlich leiden, wenn sie ohne Betäubung geschlachtet werden. Diese Woche haben wir die Neuigkeit vernommen, dass auch die liberale Regierungspartei VVD unseren Gesetzesvorschlag unterstützt. Wir haben nun die übergrosse Mehrheit des Parlaments hinter uns stehen! Nach der Debatte erhielt ich einen herzerwärmenden Brief von Joop Jacobs, Tierarzt und Sohn eines koscheren Schlachters, den stellenweise im Parlament verlas.Hier unten finden Sie eine Kurzfassung:

Sehr geehrte Fr. Thieme, betrifft Ihre Ovation heute im Parlament.

Ich habe Sie sehr bewundert. Ich war von Ihrem Vortrag und vor allem von der Art und Weise, wie Sie, als Außenstehende in dieser Materie, die Fragen Ihrer Parlamentskollegen beantwortet haben. Anfangs war ich ab und zu beunruhigt, habe mich jedoch schnell entspannen können und der Verteidigung Ihres Gesetzesvorschlages mit Vergnügen folgen können. Ich bin davon überzeugt, dass sie über kurz oder lang das Parlament davon überzeugen werden, dass dieser Gesetzesvorschlag angenommen und umgesetzt wird. Ich wünsche Ihnen bei der Durchsetzung viel Erfolg und möchte Ihnen ans Herz legen, dass Sie jederzeit auf mich zurückfallen können, wenn Sie meine Hilfe benötigen.

Dank Ihnen werde ich, als erklärter Gegner davon, es doch noch erleben, dass an das unbetäubte Schlachten doch noch ein Ende kommt und dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Es bedeutet viel für uns, Nachkommen von Sam Jacobs, dem koscheren Schlachter, der bereits vor einem dreiviertel Jahrhundert mit der, in seinen Augen barbarischen Schlachtmethode, aufhörte. Zusätzlich tragisch ist es zu wissen, dass er selbst 4 Jahre später durch Nazipeiniger auf grausame Weise ermordet worden ist. Wir hatten immer gute Erinnerungen an unseren Vater und durch Sie wird diesen Erinnerungen eine zusätzliche wunderbare Facette hinzugefügt.

Ich empfinde sehr viel Sympathie für Sie.

Herzliche Grüße
Joop Jacobs

Nach heutiger Gesetzgebung ist das unbetäubte Schlachten von Tieren in den Niederlanden verboten, es wird allerdings für jüdische und islamitische Schlachter bislang eine Ausnahme gemacht. Mit unserem 'Intitiativgesetz unbetäubtes, rituelles Schlachten' wollen wir diese Ausnahmeregelung unterbinden. Die Partei für die Tiere ist für Gottesdienstfreiheit, findet es allerdings unakzeptabel, dass niederländische Tiergesundheitsnormen beim rituellen Schlachten übertreten werden. Gottesdienstfreiheit hört da auf, wo Tierleid beginnt.

Der erste Termin für den Gesetzesvorschlag liegt hinter uns. Es folgt ein weiterer, bei dem das Parlament Anträge und Änderungen einreichen kann. Erst danach wird abgestimmt. Es bleibt also noch eine Zeitlang spannend.

Viele Grüße,

Marianne

The past few days have been particularly tense. On Wednesday we continued the first phase of our legislative proposal initiative for a ban on unanaesthetised ritual slaughter. Because I am the initiator, I answered questions from the parties about said legislative proposal. During the debate I indicated that the scientific community agrees on the fact that not stupefying an animal prior to slaughter causes massive welfare issues. The list of reports based on a large number of scientific studies and publications that prove the animals suffer is overwhelming and convincing.

State Secretary Bleker from the Ministry of Agriculture spoke on behalf of government during the debate. He believes the Party for the Animals has sufficiently proved that animals suffer even more if they are slaughtered without anaesthetic. We also heard this week that the liberal People's Party for Freedom (VVD) supports our legislative proposal. We now have an overwhelming majority of the government behind us!

After the debate, I received a heart-warming letter from Joop Jacobs, veterinarian and son of a kosher butcher who I cited in my speech before parliament. I have included the letter below in its entirety.

Dear Ms Thieme,

Your speech today in parliament was nothing short of majestic. You have my sincere admiration. I was extremely impressed by your story and the way in which you, as a relative outsider in this matter, answered the questions your fellow politicians asked. Initially I was often on the edge of my seat, but I have to admit I soon relaxed entirely and followed your defence of the legislative proposal with pleasure. I am convinced you will succeed in having parliament accept the legislative proposal and I wish you nothing but success. Should you need me in any way, I would be more than happy to help.

Thanks to your defiant stance against unanaesthetised slaughter, we will see a change in slaughter practices, for which I am extremely grateful. It means a lot to us as Sam Jacobs the kosher butcher's descendents, because he stopped what he considers to be a barbaric method of slaughter over three quarters of a century ago. It only makes his horrific death at the hands of Nazi executioners four years later additionally tragic. We have always remembered our father fondly and your work adds an additional and spectacular facet to his memory.

With cordial salutations and sympathetic feeling. Yours,

Joop Jacobs

According to the current law, unanaesthetised slaughter in the Netherlands is banned, but with exceptions for Jewish and Islamic butchers. The 'unanaesthetised ritual slaughter private member's bill' aims to remove this special exception. The Party for the Animals believes in freedom of religion, but also believes that it is unacceptable for ritual slaughter to violate Dutch animal welfare standards. Freedom of religion will be limited to where animal suffering starts.

We have now completed the first phase of the legislative proposal. We now face a second phase in which Parliament can lodge motions and amendments. After that, they will vote. So things are going to be tense for a while to come!

Kind regards,

Marianne