Ehemalige UN-Mitar­beiter beschul­digen Agrar­lobby der Einschüch­terung wegen eines bahn­bre­chendem Bericht über die Auswir­kungen von Methan auf den Klima­wandel


23 November 2023

Ehemalige Beamte der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen wurden zensiert, sabotiert und unterminiert, nachdem sie mehrere Berichte über den Anteil des Agrarsektors an den weltweiten Treibhausgasemissionen veröffentlicht hatten, berichtet The Guardian.

Im Jahr 2006 veröffentlichte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) den Bericht Livestock's Long Shadow (Der lange Schatten der Viehzucht), aus dem hervorging, dass der Landwirtschaftssektor zu diesem Zeitpunkt für 18 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich war. Dieser Bericht erregte Aufsehen und führte zu populären Dokumentarfilmen wie Meat the Truth, der vom wissenschaftlichen Büro der niederländischen Partei für die Tiere (Nicolaas G. Pierson Foundation (NGPF)) produziert wurde. Aber auch in der Fleischindustrie begann es zu brodeln.

Der ehemalige Leiter der FAO-Abteilung für Viehzuchtpolitik, Henning Steinfeld, sagt, dass von allen Seiten Druck auf ihn ausgeübt wurde: Die großen fleischproduzierenden Länder , der Privatsektor und die großen Fleisch-, Futtermittel- und Milchproduzenten rebellierten gegen den Bericht. Laut Steinfeld hat die FAO-Leitung 2009 versucht, Hinweise, auf die, von der Fleischindustrie verursachten Schäden, herunterzuspielen. Auch sollen fleischerzeugende Länder Druck ausgeübt haben, bestimmte Forschungsberichte unveröffentlicht zu lassen, und Mitarbeiter wurden angeblich intern unter Druck gesetzt, was berufliche Konsequenzen hatte.

Trotz des wachsenden Bewusstseins und der wissenschaftlichen Belege , dass der Fleisch- und Milchkonsum einen großen Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck vieler Länder hat, sind die Politiker äußerst zögerlich, Maßnahmen zu ergreifen. Die Niederlande sind eines der wenigen Länder, die angekündigt haben, die Zahl der Tiere in der Viehwirtschaft zu reduzieren (auch wenn dies offiziell wegen der Verringerung der Stickstoffemissionen geschieht), schreibt der Guardian. Die niederländische Partei für die Tiere hat seit ihrer Gründung die Frage der Verringerung der Tierhaltung aufgeworfen: Inzwischen haben viele niederländische Parteien diesen Standpunkt in ihre Wahlprogramme aufgenommen.

Esther Ouwehand, Parteivorsitzende der Niederländischen Partei für die Tiere: „Wir befinden uns an einem Wendepunkt, an dem sich in den Bereichen Tiere, Klima, Natur und Umwelt große Veränderungen abzeichnen. Jahrelang haben sich konservative Kräfte wie die Agrarlobby, etablierte Interessenparteien und Politiker dagegen gewehrt. Glücklicherweise sind wir jetzt fast an dem Punkt angelangt, an dem alle erkennen, dass es sich um ein Nachhutgefecht handelt. Ein radikaler Wandel steht vor der Tür.”