Weltlog Woche 26 – 2008


27 Juni 2008

In dieser Woche haben wir im Parlament einen großen Sieg errungen. Voriges Jahr schon hat meine Kollegin Esther Ouwehand einen Antrag eingebracht, der das Essen bedrohter Tierarten (vor allem Kabeljau und Aal) im Parlamentsrestaurant verbieten würde.
Dieser Vorschlag wurde durch namentliche Abstimmung mit großer Mehrheit abgelehnt. Sogar Diederik Samson, ehemaliger Greenpeace-Mitglied und jetzt tätig für die Sozial-Demokraten im Parlament, stimmte dagegen.

Dieses Jahr hat Esther die Sache während einer Mitgliederversammlung wieder zur Sprache gebracht. Der Vorsitzende der zweiten Kammer entschied, dass es in Zukunft nur noch Fisch geben wird nach “Viswijzer”-Anweisungen. “Viswijzer” ist ein jährlich angefertigter Dauerhaftigkeitsführer des World Wildlife Fund und der Stiftung Nordsee.


Agnes Kant

Diese Woche entschied der Anführer der Sozialistischen Partei, Jan Marijnissen nach 14 Jahren, zurückzutreten. Er hat dafür gesorgt, dass seine Partei in 14 Jahren von 2 auf 25 Parlamentsmandate wuchs. Er wird von einer Frau, Agnes Kant, nachgefolgt und so kommt die Zahl der weiblichen Fraktionsführer auf eine Rekordhöhe: fünf der elf Fraktionsführer sind Frauen. Um diese würdige Tatsache zu feiern habe ich den weiblichen Fraktionsführern vorgeschlagen zusammen essen zu gehen und nach der Sommerpause machen wir das.

Eine der größten holländischen Zeitungen hat am vergangenen Sonntag eine Debatte mit dem Thema Fleischkonsum veranstaltet. Als Teilnehmer der Debatte wurde ich eingeladen meine Sicht dieser Problematik schon am Samstag in der Zeitung zu publizieren. Diese Publikation hat zu vielen Reaktionen geführt. Die Publikation und die Reaktionen stehen hier in der niederländischen Sprache online:

http: extra.volkskrant.nl/opinie/artikel/show/id/846

Fleisch, ein gesellschaftliches Problem auf unserem Teller. Mit blödsinnigen Argumenten beschönigen Fleischliebhaber ihren Fleischkonsum. Aber laut Marianne Thieme wird derjenige der die Umwelt liebt, Vegetarier.

Fleisch bedeutet Emotion. Es gibt viele Argumente fürs Konservieren der Konsumgewohnheiten, zum Beispiel das Verbessern des Wohls von Milliarden Tieren, Hilfe für 850 Millionen Menschen mit großem Hunger in Entwicklungsländern und die Bewahrung der Biodiversität. Es gibt nur einen Einwand: Fleisch schmeckt so gut. Und weil man diese Emotion beschönigen will, bedenkt der Fleischliebhaber viele urban legends. Wie die Legende dass Biobrennstoffe Hunger zur Folge hätten.

Aber laut Landbau-expert Louise Fresco wird weniger als zwei Prozent des Weltlandbau-areals für Biobrennstoffe benutzt, während 80% für die Viehwirtschaft eingesetzt wird. Fleisch, bestimmt für den westlichen Konsument ist dafür unbestreitbar verantwortlich. Unser Beefsteak konkurriert mit zehn Tellern Getreide. In diesem Augenblick erreichen nur 15 Prozent pflanzlicher Eiweiße den Magen des Fleischliebhabers. 85% gehen verloren oder sogar noch schlimmer: werden in Gülleüberschüsse umgesetzt. Nur in den Niederlanden bedeutet das jährlich ein Misthaufen von über 4000 Kilogramm per Niederländer!

Ein anderes Märchen ist, dass Tiere, vor allem Schweine, Weltmeister Müllverarbeiter sein würden. Landbautiere würden Abfallprodukte der Nahrungsmittelindustrie in Fleisch umsetzen. Ohne Tiere würde unser Abfallhaufen nur zunehmen. Auch Grasland, etwa zwei Drittel des gesamten Weltlandbauareals, könnte die Tiere füttern.

Futter

Der Einfachheit halber vergisst man, dass Tiere auch Kraftfutter bekommen und dass fast die Hälfte der weltlichen Getreideernte für Tiere bestimmt ist. Harry Aiking der Freien Universität sagt, dass drei Viertel der Sojaproduktion für die Viehwirtschaft bestimmt ist. Außerdem sind viele Teile des Graslandes sehr geeignet für Ackerbauwachstum. Das heutige Landbau-areal ist imstande Milliarden Menschen extra zu ernähren mit Getreide und Hülsenfrüchten, wenn nicht erst die pflanzlichen Eiweiße von unserem Viehbestand aufgefressen würden.

Isst der Mensch wegen der Gesundheit Fleisch? Jährlich werden in den Niederlanden pro Person 82 Kilogramm Fleisch konsumiert. Vor fünfzig Jahren war das noch die Hälfte. Seit vorigem Jahr sterben weltweit mehr Menschen am Übergewicht als am Hunger. John Powles von der Cambridge University sagt, dass der Konsum von zuviel tierlichen Eiweißen eine wichtige Ursache von Übergewicht und anderen Krankheiten ( Krebs /Herz und Gefäßkrankheiten) ist. Der durchschnittliche Niederländer isst 30% zu viel tierliche Eiweiße. Eine vegetarische Lebensweise wäre eine gesunde Alternative.

Eine humanitäre und ökologische Katastrophe

Es ist klar, dass die Zunahme des Fleischkonsums im Westen, China und Indien zu einer humanitären und ökologischen Katastrophe führen wird. Fleischkonsum bildet eine zu schwere Belastung fü die Süßwasservorräte, den tropischen Regenwald und andere natürliche Hilfsquellen. Mit 18% ist die Viehwirtschaft der wichtigste Verursacher von Treibhausgasen. Das sind 40% mehr als alle Wagen, Pritschenwagen, Flugzeuge, Schiffe und Züge zusammen. Eine niederländische Kuh verursacht jährlich genauso viel Treibgas als 70.000 Autokilometer. Das sind 4,5 Personenwagen bei durchschnittlicher Benutzung.
Ist Fleisch so wichtig für uns? Das kann nicht wahr sein für Menschen, die eine dauerhafte Zukunft für unseren Kinder und unseren Planet wünschen. Wenn das nämlich der Fall ist, zeigt es von großem Egoismus.

der Staat

Das Reduzieren des Fleischkonsums ist eine individuelle Wahl, aber der Staat kann die Wahl fördern. Wenn alle Niederländer ihren gewöhnlichen Fleischkonsum reduzieren würden und ein Tag pro Woche weniger Fleisch äßen, dann erreichte das Kabinett mit einem Schlag ihre Klimazielsetzungen. Mittlerweile unternimmt das Kabinett Schritte um den Übergang von tierlichen nach pflanzlichem Eiweißkonsum zu fördern. Trotzdem subventioniert der Staat auch immer noch Fleischwerbungen und betreibt sie Dumping von Fleisch nach Entwicklungsländern. Das ist gelinde ausgedrückt sehr unethisch und zeugt nicht von einer kohärenten Regierungspolitik.

Inzwischen haben die Niederlande 750.000 Vegetarier und 3,5 Millionen Menschen, die auf Fleisch verzichten wollen. Fleisch gehört zu den drei wichtigsten Ursachen gesellschaftlicher Probleme, wie Weltnahrungsmittelknappheit, Gefräßigkeit, Tierleid, Klimakrise, Vernichtung des Regenwaldes, Krisen mit Tierkrankheiten, Wasserverschmutzung, Boden- und Luftverschmutzung. Messer und Gabel sind die wichtigste Waffen womit man diese Probleme bekämpfen kann.

Bis nächste Woche!

This week we scored an important parliamentary victory. As early as last year my colleague Esther Ouwehand tabled a motion to prohibit the serving of threatened species in the parliamentary restaurant, particularly cod and eel. The proposal was rejected by a large majority following a poll that even saw an ex-Greenpeace campaigner, Diederik Samson, who now is now a member of parliament for the Social Democrats, vote against it.

This year Esther tabled the motion again at a parliamentary private meeting, and the chair of the lower house decided that from now on the only fish that would be served would be fish included on the ‘viswijzer’, an annual sustainability guide published by the World Wildlife Fund and Stichting de Noordzee.


Agnes Kant

This week the leader of the Socialist Party, Jan Marijnissen, decided to step down after 14 years. Under his leadership, his party grew from 2 to 25 parliamentary seats. He has been succeeded by a woman, Agnes Kant, which brings the number of female chairs of parliamentary parties to a record number: 5 of 11 are women. To celebrate (this is also part of the emancipation our party is fighting for), I have suggested all female chairs of parliamentary parties go out to dinner together, which we will immediately after the summer recess.

One of the Netherlands’ largest newspapers organised a major debate on meat consumption last Sunday. As a participant, I was invited to publish my vision in the newspaper. The article excited a lot of interest. For those who can read Dutch, the article and the responses can be found here: http://extra.volkskrant.nl/opinie/artikel/show/id/846

Meat, the societal problem on our plate! Many meat-eaters justify their consumption of meat with nonsense arguments. But anyone who cares about the environment would go vegetarian, says Marianne Thieme.

Meat triggers emotions. There are many arguments for making your consumption pattern more sustainable: improving the well-being of billions of animals, helping the 850 million hungry people in the developing world and conserving biodiversity, the supply of drinking water and the climate. There is just one counter-agrument: meat tastes so good. And to justify that emotion, meat-eaters have thought up countless urban legends, such as the legend that bio fuels will lead to hunger.

According to agricultural expert Louise Fresco, less than 2 percent of the planet’s land used for agriculture is set aside for bio fuels. On the other hand, 80 percent of the world’s agricultural land is used for cattle-raising. Meat intended for consumption in the West undeniably accounts for the lion’s share of this. Our steak competes with ten plates of grains. Currently, only 15 percent of the vegetable proteins from grains and soya ends up in the stomachs of meat-eaters; 85 percent is wasted or, even worse, is largely turned into surplus manure. In the Netherlands alone, more than 4,000 kilos of excess manure are produced each year for each resident!

Another myth is that animals, especially pigs, are champion waste-disposers. It asserts that farm animals convert the waste products of the food industry into meat. Without animals, our mountains of trash would only keep growing. We also hear that grasslands, too, which account for about two-thirds of the world's total agricultural acreage, can only be used to feed animals.

Feed

What is always conveniently left to one side is the fact that animals also require energy: almost half of the world’s grain harvest is fed to animals. Harry Aiking of the Free University has calculated that as much as three-quarters of all soya produced goes to cattle. What is more, large tracks of grassland are indeed suitable for growing crops. The world’s current agricultural acreage could feed billions of extra mouths with grains and legumes, provided it isn’t first fed to our livestock.

Do we eat meat for health reasons? Each person in the Netherlands eats an average of 82 kilos of meat a year. That's double the amount of fifty years ago. Since last year, more people have been dying of obesity than hunger. John Powles of Cambridge University says that excessive consumption of animal proteins is major cause of obesity and other illnesses, such as cancer and cardiovascular diseases. The average Dutch person eats 30% too much animal protein. A vegetarian lifestyle is a healthy alternative.

Humanitarian and ecological disaster

It is clear that the growth of meat consumption in the West, China and India will lead to a humanitarian and ecological disaster. Meat production is slurping up a growing proportion of our supply of fresh water, causing ever-more damage to our tropical rain forests and other natural resources. Moreover, the cattle-raising industry is one of the major producers of greenhouse gases, contributing 18 percent of the total. That is 40 percent more than all cars, trucks, airplanes, ships and trains combined. A single Dutch cow emits the same quantity of greenhouse gases as 70,000 kilometres driven. That’s 4.5 average cars.

Is the good taste of meat worth all of this? That cannot be true for people who wish for a sustainable future for their children and for our planet. Allowing a desire for tasty food to prevail above compassion for the needy, animals, nature and future generations attests to enormous selfishness.

Government

Reducing meat consumption is an individual choice, but the government can encourage a shift in our eating habits. If everyone in the Netherlands reduced their consumption of meat for one a day a week, we would meet all government climate objectives overnight. The government has begun taking tentative steps to promote the move from animal to vegetable protein consumption. Yet the government still subsidises advertising of meat and the dumping of excess meat in development countries. This is unethical and evidence of a lack of coherence in government policy, to say the least.

The Netherlands currently has 750,000 vegetarians and 3.5 million people who consciously reduce their meat intake. Meat is among the top 3 causes of a host of social problems, such as the climate crisis, land degradation, the world food crisis, obesity, destruction of the rain forest, the sharp increase in animal disease, and water, soil pollution and air pollution. Your own knife and fork are the most powerful weapons you have in combating this problem.

Until next week!