Neuer Legis­la­ti­vvor­schlag der Partei für die Tiere gegen Schlachtung ohne Betäubung


21 März 2018

20. März 2018 – Die niederländische Partei für die Tiere will erneut einen Legislativvorschlag für eine allgemeine Verpflichtung zur Betäubung von Tieren vor der Schlachtung einreichen. In den Niederlanden besteht bereits eine gesetzliche Verpflichtung, Tiere vor der Schlachtung zu betäuben, eine Ausnahme besteht jedoch für Halal- und Koscherschlachtungen. Die Partei für die Tiere möchte diese Ausnahme entfernen lassen. Das vorgeschlagene Gesetz beinhaltet eine Übergangszeit von fünf Jahren, so dass Schlachthöfe die Möglichkeit haben, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Nach diesen fünf Jahren werden alle Tiere in den Niederlanden betäubt, bevor sie geschlachtet werden.

Das unbetäubte Schlachten von Tieren führt zu zusätzlichem Stress und unzumutbarem Tierleiden. Marianne Thieme, Parteivorsitzende der niederländischen Partei für die Tiere, hat daher am vergangenen Freitag ein neues Gesetzesvorhaben vorgelegt, um die gesetzliche Verpflichtung zur Betäubung von Tieren auf alle, in den Niederlanden geschlachteten Tiere anwenden zu können.

Vor fast hundert Jahren wurde gesetzlich festgelegt, dass Tiere vor der Schlachtung betäubt werden müssen. Für das rituelle Schlachten wurde eine Ausnahme gemacht. Es ist ein wissenschaftlicher Konsens in Bezug auf die zusätzliche Schmerz- und Stressbelastung, den das unbetäubte Schlachten für das Tier mit sich bringt, entstanden. In den letzten Jahren wurden viele wissenschaftliche Berichte veröffentlicht, die zeigen, dass Tiere, die ohne Betäubung geschlachtet werden, während des gesamten Prozesses der Fixierung, der Verabreichung des Schnitts und der Zeit, bis sie das Bewusstsein verlieren, zusätzlichen Stress und Schmerzen erfahren. Die Europäische Vereinigung der Tierärzte teilt die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Forschung und hält das zusätzliche Tierleiden für unzulässig.

Marianne Thieme: „Die Religionsfreiheit hört auf, wo das Leid anderer – Menschen und Tier – beginnt. Ein Grundrecht, wie die Religionsfreiheit ist niemals absolut und muss immer gegen andere (Grund-) Rechte und gewichtige Interessen in der Gesellschaft abgewogen werden. Der Schutz der Tiere vor vermeidbaren Schmerzen und Stress ist solch ein gewichtiges Interesse. “

In anderen Ländern war dies Grund genug für ein Verbot des unbetäubten Schlachtens, wie etwa in Australien, Norwegen, Dänemark und auch in Belgien wurde im Jahr 2017 beschlossen, ein Verbot zu verhängen. In Neuseeland wird bei rituellen Schlachtungen die vorherige Betäubung bereits in großem Maßstab angewendet.

Hintergrund
Bereits im Jahr 2011 stimmte eine überwältigende Mehrheit des niederländischen Parlaments für eine frühere Gesetzesvorlage von Marianne Thieme, die das unbetäubte Schlachten vollständig abschaffen sollte. Der Vorschlag wurde daraufhin vom Bundesrat abgelehnt. Der Eigenwert von Tieren wird von der Gesellschaft und vom Gesetzgeber zunehmend berücksichtigt bei Entscheidungen. In der gesellschaftlichen und politischen Debatte geht es sowohl um die Fürsorge für das Tier, als auch um die Frage, für welche Zwecke Tiere eingesetzt werden dürfen. Dies hat in den Niederlanden beispielsweise zu einem Verbot von Wildtieren in Zirkussen (2015), einem Verbot zur Haltung und Zucht von Nerzen für die Pelzproduktion (2014) und in den 90er Jahren zum Verbot von Tierversuchen für Kosmetika sowie zur drastischen Reduzierung von Tierarten für die Hobbyjagd geführt.

20 March 2018 – The Dutch Party for the Animals is going to put forward a new legislative proposal for a general obligation to stun animals before slaughter. In the Netherlands there already is a statutory obligation to stun animals before they are slaughtered but an exception is made for halal and kosher slaughter. The Party for the Animals wants to end that exception. The proposed bill will be subject to a transitional period of five years so that slaughterhouses have the chance to make the adjustments needed. Following these five years, all animals in the Netherlands will be stunned prior to slaughter.

Slaughtering animals without stunning leads to more stress and unacceptable animal suffering. Marianne Thieme, the Party Leader of the Dutch Party for the Animals, therefore submitted a new private member’s bill last Friday to make it a statutory duty to stun all animals slaughtered in the Netherlands.

Almost one hundred years ago, it was laid down by law that animals must be stunned prior to slaughter. An exception was made for ritual slaughter. A scientific consensus emerged in respect of the additional stress and the pain suffered by the animal because it was slaughtered without stunning. Over the past years, many scientific reports were published showing that animals which are slaughtered without stunning experience more stress and pain during the entire process of restraint, when their throat is cut and when they lose consciousness. The Federation of Veterinarians of Europe shared the outcomes of this scientific research and believes that additional animal suffering is unacceptable.

Marianne Thieme: “The freedom of religion ends where the suffering of others -humans and animals- starts. A fundamental right such as the freedom of religion is never absolute and must always be weighed against other (fundamental) rights and substantial interests of society. The protection of animals against avoidable pain and stress is a substantial interest.”

For this reason, slaughter without stunning was already banned in other countries, including in Australia, Norway and Denmark. In 2017, it was also decided to ban slaughter without stunning in Belgium. In New Zealand, prior stunning is already applied on a large scale when ritual slaughter is performed.

Background

In 2011, a large majority of the Dutch Parliament voted in favour of a previous legislative bill submitted by Marianne Thieme to completely ban slaughter without stunning. The bill was then rejected by the Senate.

The intrinsic value of animals is considered by society and by the legislator in all their decisions. The social and political debates are about providing animal welfare as well as the purpose for which animals may be used. In the Netherlands, for example, this led to a ban on using wild animals in circuses (2015), a ban on keeping and breeding minks for the production of fur (2014), and a ban on animal testing for cosmetics and the drastic reduction of the number of species for hobby hunting in the 90s.