Tier­po­litik in Dänemark auf dem Vormarsch: Die junge Vega­ner­partiet gewinnt an Boden


16 Dezember 2021

Die Wahlen in Dänemark im vergangenen Monat haben den Aufstieg einer jungen Partei für Tierrechte und Natur deutlich gemacht: der Veganerpartiet oder Veganerpartei. Die Partei, die nach ihrer Gründung im Jahr 2017 zum ersten Mal bei Wahlen antrat, erhielt genügend Stimmen, um sich auf der politischen Landkarte zu etablieren. Die Veganerpartiet setzt sich für die Rechte aller Tiere, den Schutz der Natur und die menschliche Gesundheit ein. Jetzt hat sie die nationalen Wahlen fest im Blick.

Zum allerersten Mal in der dänischen Geschichte konnten die Menschen bei den Kommunal- und Regionalwahlen im vergangenen Monat ihre Stimme für eine Tierrechtspartei abgeben. Die Veganerpartiet, die in allen Regionen und einer Reihe von Gemeinden antrat, erhielt fast 20.000 Stimmen, wobei ihr nur 40 Stimmen fehlten, um ihren ersten Sitz zu erringen. In mehreren Fällen überholte der Neuling in der dänischen Politik sogar viel etabliertere lokale Parteien sowie die Christdemokraten und Liberalen, die bereits auf nationaler Ebene vertreten sind. „Das sind großartige Ergebnisse für eine neue Partei, die noch nicht im nationalen Parlament vertreten ist”, kommentierte der Pressechef Lars Corvinius Olesen.

Die dänische ökozentrische Tierrechtspartei ist Teil einer wachsenden internationalen Bewegung mit über zwanzig unabhängigen Schwesterparteien und mehr als 180 Vertretern auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene weltweit. Wie ihre Schwesterparteien arbeitet sie aus einer ökozentrischen und weltumfassenden Perspektive heraus und bringt Aktivismus in die Politik ein, um Speziesismus zu beenden, grundlegende Tierrechte zu verteidigen, die Natur zu schützen und die Klimakrise zu bewältigen.

Schweinefleisch, Geflügel und Nerze

Dänemarks Wahrzeichen, die Meerjungfrauenstatue in Kopenhagen, mit der Aufschrift: 'Dänemark ist eine Schweinefabrik'.

Seit ihrer Gründung führt die Veganerpartiet unermüdlich Kampagnen durch - online und auf der Straße -, um auf die verheerenden Auswirkungen der immensen dänischen Fleisch- und Pelzindustrie auf den Tierschutz, die biologische Vielfalt, die öffentliche Gesundheit, die Umwelt und das Klima aufmerksam zu machen. Dänemark hat die größte Anzahl von Zuchtschweinen pro Kopf und ist einer der größten Exporteure von Schweinefleisch in Europa. Bis vor kurzem war es auch einer der größten Exporteure von Nerzpelzen. Während die Pelzindustrie zumindest vorübergehend zum Erliegen, nachdem man bei Nerzen eine gefährliche Variante des COVID-Virus entdeckt hatte, wächst die Schweine- und Geflügelindustrie weiter - mit allen Konsequenzen.

Wie die Veganerpartiet unermüdlich aufzeigt, ist die Kehrseite von all dem nur allzu offensichtlich. Während sich die Branche mit modernster Technologie und hoher Effizienz rühmt - die von der dänischen Regierung finanziert wird - sind die Sterblichkeitsraten, das Tierleid und die Umweltkosten hoch. Studien zufolge sind die dänischen Landwirte für mehr als 20 % der gesamten nationalen CO2-Emissionen verantwortlich, und natürliche Lebensräume wie Moore und Feuchtgebiete sind durch Ammoniak- und Stickstoffemissionen aus dem Agrarsektor bedroht. Der strenge Geruch, der von den Tausenden von Produktionsanlagen ausgeht, kann für die Nachbarn der riesigen Tierhaltungsanlagen unerträglich werden. Gründe für die Veganerpartiet, „den Menschen die Wahrheit über die Ausbeutung von Tieren zu zeigen“ und den Ausstieg aus der konventionellen Viehwirtschaft in Dänemark so schnell wie möglich anzustreben.

Einfluss ausserhalb der Politik
In ihrer jüngsten Kampagne befasst sich die Partei mit dem unermesslichen Leid der Hühner in der Geflügelindustrie, wo die meisten Legehennen so sehr auf Produktivität gezüchtet werden, dass sie sich beim Legen ihrer zu großen Eier die Knochen brechen. Die Veganerpartiet hat dies bei der Polizei als Tierquälerei angezeigt und drängt andere Parteien erfolgreich zum Handeln. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Politikern ist es der Partei sogar gelungen, dieses Thema auf die Tagesordnung des dänischen Parlaments zu setzen - ein deutliches Zeichen für ihren wachsenden Einfluss, auch ohne selbst im Parlament vertreten zu sein.

„Wir glauben nicht nur an eine politische Zukunft, in der Tiere eine Stimme haben - wir gestalten diese Zukunft aktiv”, erklärt die Partei. In diesem Herbst hat die Jugendabteilung der Veganerpartiet bereits genug Stimmen gewonnen, um bei den Schulwahlen, die jedes Jahr die nationalen Wahlen simulieren, „ins Parlament zu kommen“, und die Hoffnungen sind groß, dass die Partei das Gleiche bei den tatsächlichen nationalen Wahlen im Jahr 2023 erreichen kann.